Wilhelmine Gräfin von Lichtenau, geb. Enke

* 29.12.1753
† 9.6.1820

Alter Domfriedhof St. Hedwig Berlin (Grab Nr. 1 www.wo-sie-ruhen.de)

Von den wenigen berühmten Frauen der preußischen Geschichte, wie Königin Sophie Charlotte oder Königin Luise, hat Wilhelmine Enke eine erstaunliche Popularität erreicht. Auch wenn ihre Rolle als Mätresse, spätere Vertraute und Beraterin Friedrich Wilhelm II. von Preußen sie ebenso bekannt wie berüchtigt gemacht hat, wird doch immer wieder ihre Bedeutung für die Kunst um 1800 betont. Sie war an der Seite des Königs die wohl einflussreichste Förderin des Frühklassizismus.

Wilhelmine wurde als Tochter des Musikers Elias Enke geboren, der Waldhornist der Dessauer Hofkapelle war. 1763 kam ihr Vater als „Königlicher Cammer-Musikus“ in die Dienste Friedrich II. nach Preußen. Dort lernte Wilhelmine den Kronprinzen Friedrich Wilhelm kennen, der sie zu seiner Geliebten machte, ihr aber auch eine fundierte Bildung zuteil werden ließ.

Aus ihrer Verbindung mit Friedrich Wilhelm sollten fünf Kinder hervorgehen, von denen drei aber das Kleinkindalter nicht erreichten. Der Nachwelt in Erinnerung blieb der 1787 mit acht Jahren verstorbene Lieblingssohn Alexander Graf von der Mark durch das von Johann Gottfried Schadow geschaffene bedeutende Marmorgrabmal, das sich heute in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel befindet.

Wilhelmine Enke heiratete später auf Befehl Friedrich II. den Kammerdiener und späteren Kämmerer Johann Friedrich Ritz. Ihr künstlerischer Einfluss bei Hofe blieb jedoch uneingeschränkt erhalten. Erst nach dem Tod Friedrich II. erhob Friedrich Wilhelm II. seine Kinder in den Adelsstand und seine langjährige Geliebte zur Gräfin von Lichtenau. Nach dem Tod Friedrich Wilhelm II. ließ der Thronerbe Friedrich Wilhelm III. schließlich 1800 ihr gesamtes Vermögen konfiszieren und sie erhielt Festungshaft. Erst 10 Jahre später 1811 wurde sie vollständig rehabilitiert und durfte nach Berlin zurückkehren.

Nach ihrem Tode 1820 wurde die Gräfin von Lichtenau in der Gruft der Hedwigs-Kathedrale beigesetzt. Als die Gruft 1943 leer geräumt wurde, um als Luftschutzbunker Verwendung zu finden, erfolgte ihre Umbettung auf den St. Hedwigs-Friedhof. Heute erinnert an Wilhelmine Gräfin von Lichtenau eine kleine Platte im Rasen der Grünfläche des ehemaligen Todesstreifens, in unmittelbarer Nähe zum Grab von Athanasius Raczynski.

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