Theodor Wolff

Journalist, Redakteur, Schriftsteller
* 02.08.1868
† 23.09.1943

(Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee – Nr. 2 wo-sie-ruhen.de)

„Etwa vierzig Gäste waren eingeladen. Theodor Wolff kam mit Änne, Louis Vauxelles, Victor Auburtin und Carl Lahm. Der elegante Julius Meier-Graefe kam und Olga Meerson und Albert Langen mit seiner schönen rothaarigen Frau. Vauxelles hatte zuviel Sekt getrunken und hielt eine zusammenhanglose Rede, die stürmisch beklatscht wurde. Nur Matisse klatschte nicht, weil Vauxelles ihn als „Chef des Fauves“ kritisiert hatte“. Das Zitat aus den Lebenserinnerungen des in Berlin geborenen Malers Felix Borchardt nennt hier einige der Gäste in seinem vornehmen Pariser Atelierhaus. Es erwähnt nicht ohne Grund Theodor Wolff und seine Frau, die Schauspielerin Anne Hickethier, genannt Änne, an erster Stelle. Wolff war ein international angesehener Journalist und Schriftsteller. Er war zunächst Pariser Korrespondent des von Rudolf Mosse 1872 gegründeten „Berliner Tageblatts“ und von 1906-33 der Chefredakteur dieser Zeitung. An seiner Seite stand als Chefredakteur der Zeitungsbeilage „Ulk“ von 1918-20 der Schriftsteller Kurt Tucholsky. Mosse hatte seinen Cousin Wolff 1887 zur Zeitung geholt. Unter dessen Leitung entfaltete sich das „Berliner Tageblatt“ neben der seit 1913 zum Ullstein-Konzern gehörenden „Vossischen Zeitung“ zur wichtigsten Tageszeitung Berlins. Die Zeitung mit dem liberalen Profil wurde bereits im Kaiserreich misstrauisch beobachtet, denn Wolff forderte in seinen Leitartikeln die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts, die Stärkung allgemeiner ziviler Rechte und eine kritische Betrachtung des deutschen Militarismus. Im November 1918 gehörte Wolff zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Neben Mosse, der 1920 starb, war Wolff für die Deutschnationalen im besonderen Maße Ziel antisemitischer Anfeindungen. Wolff stand früh auf so genannten „Mordlisten“. Der Eigentümer des „Tageblatts“, Hans Lachmann-Mosse, entließ Wolff im März 1933 auf Druck der Nationalsozialisten. Auch Wolffs Bücher wurden am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt.

Das Ehepaar Wolff floh über die Schweiz nach Nizza. 1937 erfolgte die Ausbürgerung aus dem Deutschen Reich. Wolffs Verhaftung geschah am 23. Mai 1943 in Nizza. Zuerst in Marseille und im Lager Drancy inhaftiert, schloss sich bald Wolffs Verschleppung in das KZ Sachsenhausen an. Todkrank gelangte er am 20. September 1943 ins Jüdische Krankenhaus nach Berlin, wo er kurz darauf starb.

Sein Grab mit der schnörkellosen Granitstele wurde unter Verlängerung der Reihe 10 in den Weg hinein im ersten Bestattungsfeld A angelegt.

Mit dem 1961 gestifteten Theodor-Wolff-Preis erinnert seit 1973 der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger an ihn.

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