Paul Johann Friedrich Wassily

Mediziner, Maler, Kunstmäzen
* 16.3.1868
† 7.5.1951

Südfriedhof Kiel (Nr. 5 FriedhofsApp)

Paul Wassily studierte an den Universitäten von Kiel und Berlin, Leipzig und Jena Medizin. Er begeisterte sich für die Lehren von Samuel Hahnemann zur Homöopathie. Nachdem sein eigenes langwieriges Magenleiden durch eine homöopathische Behandlung geheilt werden konnte, verfasste Wassily eine positive Darstellung der homöopathischen Therapie. Offenbar als Reaktion auf diese Schrift verweigerte man ihm in Kiel das Staatsexamen. Wassily wich nach Leipzig aus, einer Stadt, in der 1851 Hahnemann ein Denkmal gesetzt worden war. Es folgten Tätigkeiten als Schiffsarzt und als Assistent bei dem damals bekannten Kieler Arzt Carl Kunkel. Nach Kunkels Tod 1896 übernahm Wassily dessen Haus und Praxis in der Kehdenstraße 6. Das für die Grafen Rantzau im 16. Jahrhundert errichtete Haus wurde unter seinem neuen Bewohner ein bedeutender gesellschaftlicher Treffpunkt.

Man schätzte Wassilys Einsatz für die Homöopathie, der ihm die Ernennung zum Ehrenmitglied des „Deutschen Zentralverbandes Homöopathischer Ärzte“ eintrug.

Mehr noch schätzte man seine Leidenschaft für die Kunst. In Berlin hatte er den Maler Hermann Hendrich (1854-1931) kennengelernt, der sein zeichnerisches und malerisches Talent förderte. Der Wagnerianer ermöglichte ihm auch den Zugang zum „Friedrichshagener Dichterkreis“. Hier kam der begabte Dilettant mit Carl und Gerhart Hauptmann ebenso in Berührung wie mit Wilhelm Bölsche. Zahlreiche Maler, darunter Hans Olde, Hans Thoma, Max Liebermann, Emil Nolde und Karl Hofer waren ihm in Freundschaft zugetan. Im Salon von Anna vom Rath in Berlin lernte er seine zweite Frau kennen, Maria Cosima Francisca Claudia Gräfin Gravina (1886-1929). Die Enkelin von Hans und Cosima von Bülow brachte ihren Mann mit dem reaktionären „Bayreuther Kreis“ zusammen, etwa mit Cosima Wagners Schwiegersöhnen Henry Thode und Houston Stuart Chamberlain. In Wassilys Sommerhaus in Möltenort bei Kiel verbrachten Winifred und Siegfried Wagner 1918 ihre Sommerferien. Richard Wagners Sohn war 1911 neben dem Maler Ludwig von Hofmann Trauzeuge der Wassilys gewesen. 1922 trennte sich das Ehepaar Wassily.

Paul Wassilys bedeutende Kunstsammlung ging 1941 bei der Bombardierung Kiels teilweise verloren. Was erhalten blieb, schenkte der Sammler der Kunsthalle Kiel und den Museen in Husum und Flensburg. 2006 gab Ulrike Wolff-Thomsen beim Verlag Ludwig in Kiel eine Biographie zu Paul Wassily heraus.

Das aus Travertin gearbeitete Grabmal zeigt auf der Front den Äskulap-Stab der Ärzte. Der altarhaft gearbeitete Stein dient einem bronzenen Porträt Wassilys als Sockel.


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