Ludwig Loewe

Unternehmer, Politiker

* 27. November 1837 in Heiligenstadt auf dem Eichsfeld
+ 11. September 1886 in Berlin

Ludwig Loewe stammte aus einer Kantorenfamilie. Als Kaufmann ausgebildet, betrieb er zuerst in Berlin ein Wollwarengeschäft. 1867 heiratete er Sophie Lindenheim (1847-1876). Zahlreiche Reisen ins Ausland brachten ihm aktuelle Kenntnisse zu unterschiedlichen Branchen. So gewann Loewe auch die Überzeugung, dass der zukünftige Markt von der seriellen Produktion hochwertiger Produktionsmaschinen abhängen würde. Mit seinem Bruder Isidor (1848-1910), der mit einer Tochter des Berliner Textilfabrikanten Valentin Manheimer (1815-1889) verheiratet war, bereiste er die USA und brachte von dort Maschinen mit. 1869 wurde die ‚Ludwig Loewe & Compagnie, Commanditgesellschaft auf Actien‘ für die Fabrikation von Nähmaschinen gegründet. Bekanntheit erlangte das Modell „Heinzelweibchen“. Ab 1870 kam es zur Produktionsumstellung und die Firma lieferte nun Mausergewehre und andere moderne Waffen. Der Firmenname lautete nun ‚Gewehr- und Maschinenfabrik Loewe‘. Deutsche Aufträge im Zusammenhang mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und russische Aufträge ließen das Unternehmen prosperieren. Politisch rege, war Loewe Mitbegründer eines Komitees zur kulturellen Förderung der Ostjuden. 1876 wurde er Mitglied des Abgeordnetenhauses, 1878 des Reichstags. Seine liberale Einstellung brachte ihn schnell in Gegensatz zu Bismarck.

Als seine Frau mit 28 Jahren starb, ließ er ihr eine im Stil des 18. Jahrhunderts gestaltete Scheinpyramide als Gedenkmal auf der keilförmigen Grabstätte errichten. Die Sandsteinarchitektur trägt ein formal an antike Kameen angelehntes Porträtmedaillon. Stilisierte Palmwedel sind hier Zeichen der Ehrerbietung und des Friedens. Das Bildnis ist ein klarer Verstoß gegen die jüdische Tradition und, soweit bekannt, das erste Beispiel dieser Art auf einem jüdischen Friedhof in Berlin. Unter dem Porträtbild ist ein Scheinportal eingelassen, dessen Türblatt als Inschriftentafel aus Granit ausgebildet ist. Die Seitenbrüstungen zieren Stoffdraperien, wie von einem Trauergerüst.

Loewe selbst starb 1886 mit 49 Jahren. Ein Trauerzug mit 1.000 Teilnehmern begleitete den Sarg. Der Arzt und Politiker Rudolf Virchow hielt die Trauerrede. Sein Grabmal bildet ein neubarocker Obelisk aus poliertem Granit auf einem dreieckigen Grundriss. Es steht im spitzzulaufenden Bereich der ehemals ganz von einem eisernen Gitter umfassten Grabstätte. Der 2013 wieder aufgerichtete Obelisk trug früher reiche Verzierungen aus Bronze und einen Davidstern als Bekrönung, alles modelliert von dem Bildhauer Otto Lessing (1846-1912), gegossen von der Firma Gladenbeck.

Jörg Kuhn

Loewe
Grabnummer des Friedhofs und Lage: Feld K

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