Lorenz Adlon zum 162. Geburtstag
29.05.1849 bis 07.04.1921
Vor 162 Jahren, am 29. Mai 1849, wurde Lorenz Adlon geboren (getauft als Laurenz). Seine Person und sein Name sind damals wie heute mit der Weltstadt Berlin verknüpft: Er ist der Erbauer und Hotelier des legendären Grandhotels Adlon.
Lorenz Adlon wuchs in einer kinderreichen katholischen Familie in seiner Geburtsstadt Mainz auf. Sein Vater, Jacob Adlon, war Schuhmacher, seine Mutter, Anna Maria Elisabeth Adlon, war als Hebamme tätig. Zunächst machte er eine Ausbildung zum Möbeltischler bei der renommierten Mainzer Möbelfirma Bembé, die er später selbst für die Innenausstattung seines Luxushotels beauftragte. Jedoch blieb er nicht bei diesem Handwerk, sondern widmete sein ganzes Interesse der Hotellerie. Erste gastronomische Kenntnisse erwarb er in Frankreich. Seit 1877 unterhielt er ein eigenes Ausflugslokal in Mainz. Erfolgreich war er außerdem als Festwirt und machte sich einen Namen auf der Bayerischen Gewerbeausstellung von 1882. Sein erstes Hotel erwarb er 1889 in Amsterdam, das „Mille Colonnes“ am dortigen Rembrandtplatz. Dann führten ihn seine Wege nach Berlin. Hier kaufte er das Restaurant „Hiller“ Unter den Linden und beteiligte sich am Hotel „Continental“ in der Neustädtischen Kirchstraße. Auf der Großen Berliner Gewerbeausstellung 1896 führte er das Hauptrestaurant. Schließlich wurde er Pächter des Restaurants „Zoo-Terrassen“ im Zoologischen Garten, in dem er eine internationale Küche einführte. Sogar zum Hoflieferanten war er berufen worden, so für den Prinzregenten Luitpold von Bayern, den Herzog Friedrich von Anhalt und den Großherzog von Hessen.
Mit Unterstützung Kaiser Wilhelm II gelang es Lorenz Adlon schließlich sein Vorhaben zu einem eigenen Grandhotel zu verwirklichen. 1904/5 konnte er das exklusive Baugrundstück Unter den Linden 1 erwerben. Unter dieser Adresse befand sich das Palais des Grafen Redern, das Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) um- und ausgebaut hatte. Der Abriss des Gebäudes konnte nur mit der allerhöchsten Genehmigung des Kaisers erfolgen, weil das Gebäude einerseits zum unverkäuflichen Majoratsbesitz gehörte und andererseits unter Denkmalschutz stand. Zwischen 1905 und 1907 wurde nun an diesem Standort der Hotelbau Adlons errichtet. Neben den beiden Architekten Carl Gause (1851-1907) und Robert Leibnitz (1863-1929) waren viele renommierte Künstler und Ausstattungsfirmen an der luxuriösen wie auch technisch hochwertigen Ausgestaltung des Baus beteiligt. Am 24. Oktober 1907 wurde das Hotel feierlich eröffnet.
Im Laufe der Jahre verkehrten hier berühmte Persönlichkeiten, darunter Charlie Chaplin, Enrico Caruso, Albert Einstein, Marlene Dietrich, John Davison Rockefeller usw. usw.
Lorenz Adlon leitete das Hotel mit Unterstützung seines Sohnes Louis bis zu seinem Tod am 7. April 1921. Die Zerstörung des Hotels durch einen Großbrand im Mai 1945 blieb ihm erspart.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Domfriedhof St. Hedwig in der Berliner Liesenstraße. Die Grabarchitektur aus Muschelkalkstein umschließt in Anlehnung an eine Exedra halbkreisförmig den Grabbezirk. Sie besteht aus einer hohen, zentral angeordneten Stele, an die sich seitlich eine zum Friedhofgelände öffnende Pfeilerstellung anschließt. Das Bogenfeld der Stele zeigt ein Marmormedaillon mit dem Portrait und der umlaufenden Inschrift des Namens und der Lebensdaten Lorenz Adlons. Dieses stammt aus der Hand des Bildhauers Walter Schott (1861-1938), einem Hauptvertreter des Berliner Neubarock. Er war auch einer der maßgeblichen Künstler, die an der plastischen Ausgestaltung des Hotel Adlon mitgewirkt haben. Er schuf unter anderem Reliefs an der Außenfassade, eine Kaiserbüste für die Halle und einen Herkulesbrunnen für den Palmengarten. Den unteren Stelenbereich kennzeichnet eine Rundbogennische, vor der erhöht auf einem Sockel die nackte Kinderfigur eines Mädchens kniet, die in beiden Händen Blumenblüten hält. Sie wird von einem an die Stelenwand angrenzenden, halbrunden Kübel zur persönlichen Bepflanzung umschlossen. Mit dem Kind in seiner unbefangenen Blöße wird wohl sinnbildlich auf die Stelle im Matthäusevangelium hingewiesen, die da lautet: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“ (Matthäus 18,3). Über dem Nischenbogen befindet sich ein Kreuz-Relief als Symbol der Auferstehung, rechts und links der Nischenöffnung sind plastische Rosenblüten als Sinnbilder der Liebe und Verehrung gegenüber dem Verstorbenen aufgebracht. Wiederholt findet sich die Rose als Relief in ovalen Rahmen im oberen Bereich der Pfeiler. In den breiteren Eckpfeilern, denen riesige Rollvoluten vorgelegt sind, befinden sich die Inschriften weiterer Familienmitglieder, auch die des Sohnes Louis, der am 7. Mai 1945, wenige Tage nach dem fürchterlichen Hotelbrand verstarb. In großen, fein gearbeiteten Lettern steht in dem Architrav „ERBBEGRÄBNIS LORENZ ADLON“.
Text: Martina Samulat-Gede, Öffentlichkeitsarbeit
Bildnachweis: Fotos v. Martina Samulat-Gede: Gesamtansicht und Detailaufnahme vom Grabdenkmal Lorenz Adlon aus dem Jahr 2011
Weiterführende Literatur:
Adlon, Hedda, Hotel Adlon, Das Berliner Hotel, in dem die große Welt zu Gast war, München 2008 (29. Aufl.)
Gottschalk, Wolfgang, Die Friedhöfe der St.-Hedwigs-Gemeinde zu Berlin, Berlin 1991
Jansen-Fleig, Claudia, Das Hotel Adlon, Unter den Linden 1 am Pariser Platz, Weimar 1997, zugl. Bonn, Univ., Diss. 1997
Schlemmer, Gisela, Walter Schott (1861-1938), Leben und Werk eines Berliner Bildhauers der Wilhelminischen Zeit, Diss. Berlin 1994 (FU-Berlin, Geschichtswissenschaften), Regensburg 1994
Mende, Martin, Adlon oblige – 100 Jahre Hotelgeschichte in Berlin
Internetquelle: http://www.diegeschichteberlins.de/geschichteberlins/berlin-abc/stichworteag/547-adlon-oblige.html (Stand: 21.04.2011)
Nummert, Dietrich, „Der Augapfel der Kaiserstadt“, Der Gastwirt Lorenz Adlon (1849-1921),
Internetquelle: http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt99/9905porc.htm (Stand: 21.04.2011)