Julius Worpitzky
Pädagoge, Mathematiker
* 10. Mai 1835
† 4. März 1895 in Berlin
Das Worpitzky-Grabmal gehört ohne Zweifel zu den schönsten und beeindruckendsten Grabmalen in Berlin. Von den hier beigesetzten Mitgliedern der Familie Worpitzky ragt neben Ferdinand Worpitzky sein jüngerer Bruder, der Mathematik-Professor Julius Worpitzky hervor. Er hatte bemerkenswerterweise eine Doppelanstellung als „Erster Mathematiker“ am Friedrichswerderschen Gymnasium und als Dozent an der Königlich-Preußischen Kriegsakademie. Unter Kollegen und Schülern galt der gelehrte Professor als eigentümlicher Naturwissenschaftler „mit philosophischem“ Blick. Julius Worpitzky verfasste zahlreiche Fachaufsätze und diverse Lehrbücher.
Das Grabmal für Julius Worpitzky hat seine von ihm geschiedene Frau Hedwig, geborene Kube, in Auftrag gegeben. Sie überlebte ihren Mann nur um wenige Monate. Das den Betrachter ungemein ansprechende Grabmal wurde von dem Bildhauer Julius Moser geschaffen. Der entscheidende Lehrmeister des Bildhauers Julius Moser war ohne Zweifel Johann Friedrich Drake, der seinerseits neben Ernst Rietschel zu den am meisten geschätzten und erfolgreichsten Schülern von Christian Daniel Rauch gehörte. Drake, der als einer der konsequentesten Nachfolger Rauchs galt, hatte nur wenige Schüler, zu denen Alexander Calandrelli und eben Julius Moser gehörten. Von Moser stammen in Berlin u.a. die sitzende Sandsteinfigur der „Kunsttechnik“ an der Außenseite der Alten Nationalgalerie, die Chamisso-Büste im Monbijoupark oder die Gruppe des Fischfanges auf der Halleschen-Tor-Brücke über dem Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg. Das am Worpitzky-Grabmal ursprünglich vorhandene, in Renaissanceformen gearbeitete schmiedeeiserne Gitter schützte die hohe ädikulaartige Stele aus poliertem roten Granit sowie einen liegenden kastenförmigen Kenotaph. Den überragenden Schmuck der Grabstätte stellt allerdings das aus Carrara-Marmor von Julius Moser gearbeitete Hochrelief einer trauernden Frau vor. Bekleidet mit einem feinstoffigen kostbaren Gewand von antiker Anmutung, will sie ganz offensichtlich durch eine schon leicht geöffnete Scheintür über die Schwelle ins Jenseits treten. In der rechten Hand hält sie einen Immortellenkranz – diese Blumen sind seit der Antike Symbol für Unsterblichkeit – und in der verborgenen Linken einen Palmenzweig, Symbol der Auferstehung. Durch eine Grabpatenschaft ist eine umfangreiche Sanierung einschließlich Rekonstruktion des Grabmalgitters beauftragt.
Klaus-Henning von Krosigk
unter
wo-sie-ruhen.de
Friedhöfe vor dem Halleschen Tor
Grabnummer des Friedhofs und Lage: E131-066-001