JOHANN GEORGE HOSSAUER
* 5. Oktober 1794 in Berlin; † 17. Januar 1874 in Berlin
Zum diesjährigen 141. Todestag des Goldschmiedes
Zu den herausragenden Gold- und Silberschmieden des 19. Jahrhunderts, die die Berliner Edelmetallverarbeitung in starkem Maße belebten, gehört ohne Zweifel der in Berlin geborene Johann George Hossauer. Er erlernte ursprünglich den Klempner-Beruf, bildete sich jedoch durch die Vermittlung Peter Beuths in Paris weiter. Dort konnte er die Methode der Herstellung leichter Metallwaren, aber auch die Kunst des Versilberns und Plattierens studieren. Bei einem Besuch Friedrich Wilhelm III. in Paris im Jahr 1818 wurde der preußische König auf ihn aufmerksam und Hossauer folgte schließlich dem königlichen Ruf nach Berlin. Schon 1826 wurde er Hofgoldschmied und durfte sich „Goldschmied des Königs“ nennen.
Als anspruchsvoller Künstler wurde Hossauer vor allem in der Zusammenarbeit mit Karl Friedrich Schinkel bekannt. Er bekam die Gelegenheit, unter anderem Tafelsilber und Service, auch im „englischen Geschmack“, nach Schinkelschen Entwürfen anzufertigen. 1827 beteiligte er sich an Versuchen zu Nielloarbeiten, entwickelte unter anderem eine neuartige Prägemaschine für große metallene Oberflächen, parabolische Hohlspiegel für Leuchttürme, neue Kupfer-Nickel-Legierungen und 1842 gelang ihm die Technik der galvanischen Vergoldung und Versilberung. Die von ihm entwickelte Galvanoplastik wurde dann unter anderem für die Fertigung von dekorativem Schmuck bei Grabdenkmalen, so bei trauernden Genien und weiteren allegorischen Gestalten, aber auch bei Fruchtgehängen oder Engeln angewandt. Da diese Technik ungleich preisgünstiger ist als Metallvoll- oder Hohlgüsse, konnte sich die Galvanoplastik schnell zu einer einzigartigen Massenproduktion ausweiten.
Die für ihn und seine Familie entworfenen drei kunstgeschichtlich bedeutenden antikisierenden Marmorstelen, deren Aufsätze von je einem Palmettenakroterion mit einer allegorischen Figur im Zentrum gebildet werden, folgen dem von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Grabmal-Typus. Schon für das Grab von Sigismund Friedrich Hermbstädt (1760-1833) – ordentlicher Professor an der Berliner Universität und Forscher auf den Gebieten der Chemie und Pharmazie – hat Schinkel erstmalig diesen Grabmaltyp, einige Gräber weiter am selben Weg stehend, im Auftrag des Vereins für Gewerbefleiß entworfen. Nicht zuletzt Schinkels eigenes Grab, an der großen Birkenallee des Dorotheenstädtischen Friedhofs gelegen, sollte dann auch diesem streng klassizistischen Grabmaltypus folgen.
Text: Klaus-Henning von Krosigk
Fotos: Juliane Bluhm
Text abrufbar über die Friedhofs-App www.wo-sie-ruhen.de unter dem Dorotheenstädtischen Friedhof, Berlin.