JOHANN FRIEDRICH DIEFFENBACH

Mediziner

* 1. Februar 1794 in Königsberg; † 11. November 1847 in Berlin

Die Grabstätte des bekannten Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach befindet sich auf dem Friedrichswerderschen Friedhof an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie Friederike Wilhelmine, geb. Heydecker (1811-1889), fand Dieffenbach in einem Mausoleum aus gelben Ziegelsteinen seine letzte Ruhe.

Bevor Johann Friedrich Dieffenbach im Alter von 22 Jahren im heimatlichen Königsberg das Studium der Medizin aufnahm, studierte er in Rostock und Greifswald Theologie. Zwischen beiden Studien nahm er 1813-1815 als Freiwilliger an den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft teil. Die Schrecken des Krieges, die Dieffenbach noch in seiner letzten medizinischen Abhandlung „Der Äther gegen den Schmerz“ (1847) anprangerte, bestärkten vermutlich seine Entscheidung für das Studium der Medizin. Bereits als Student erwies er außerordentliches praktisches Geschick. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit Anatomie und Chirurgie und unternahm medizinische Selbstversuche mit der Transplantation von Haaren und Wimpern. Nach Aufenthalten in Bonn und Paris promovierte Dieffenbach 1822 an der medizinischen Fakultät in Würzburg.

Im Jahr darauf legte er in Berlin sein Staatsexamen ab und ließ sich dort als „Arzt und Operateur“ nieder. Seine Praxis lief überaus gut, die Patienten waren zum Teil prominent und kamen aus aller Welt. Die ständige berufliche Belastung wirkte sich auf sein Privatleben aus. Seine 1824 geschlossene Ehe mit Johanna Motherby wurde nach neun Jahren geschieden. Noch im gleichen Jahr der Scheidung heiratete er Emilie Heydecker. Beide bekamen zwei Töchter und einen Sohn.

Dieffenbachs chirurgische Leistungen und sein operatives Talent brachten ihm große Anerkennung in ärztlichen Fachkreisen. In zahlreichen Schriften publizierte er seine Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gesichtserneuerung, die auch die Behandlung von Lidverwachsungen, Wolfsrachen, Hasenscharten und anderer Missbildungen umfasste. 1829 nahm er den Direktorenposten der chirurgischen Abteilung der Berliner Charité an. Drei Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität ernannt. Mit der Ernennung zum Direktor der chirurgischen Universitätsklinik Berlin erreichte er 1840 den Höhepunkt seiner medizinischen Laufbahn. Neben der plastischen Chirurgie erlangte Dieffenbach große Erfolge im Bereich der Bluttransfusion. Zu seinen wichtigsten medizinischen Abhandlungen zählen „Die Heilung des Stotterns“, „Der Äther gegen den Schmerz“, „Über das Schielen und die Heilung derselben durch die Operation“ und „Die operative Chirurgie“. 1842 wurde dem angesehenen Arzt der Orden „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“ verliehen.

Im Alter von 55 Jahren erlitt Johann Friedrich Dieffenbach einen Schlaganfall und verstarb am 11. November 1847 in Berlin.

Den Entwurf für das spätestens 1848 errichtete Dieffenbachsche Familienmausoleum lieferte vermutlich ein Architekt aus dem Umkreis des Hofbaumeisters Friedrich August Stüler. Der kompakte Bau aus gelben Ziegeln ist harmonisch proportioniert. Die vier Gebäudeecken schließen mit quadratischen Eckpfeilern ab, der spitze Dreiecksgiebel wird durch helle Putzprofile konturiert und trägt ein modernes schlichtes Kreuz. Das Rundbogenportal an der Hauptfassade sowie das darüber befindliche kleine Rundfenster werden von hellen Putzprofilen eingefasst. Gleich einer sakralen Fensterrose ist das Rundfenster mit einer eisernen Maßwerkfüllung geschmückt. Das helle Portal und die darin eingelassenen eisernen Schmuckfelder korrespondieren harmonisch mit dem kleinen Fenster. Zwischen beiden steht die ebenfalls eiserne Inschrift „DIEFFENBACH.“ in dunklen Antiquaversalien.

Anlässlich seines 200. Geburtstages wurde 1992 an der östlichen Seitenwand eine Portraitbüste Dieffenbachs aufgestellt. Die mit „F. Becker“ signierte Büste des Lichterfelder Bildhauers Fritz Becker (*1922) wurde nach einer lithografischen Vorlage des 19. Jahrhunderts geschaffen. Die bronzene Gedenktafel neben der Büste trägt folgende Inschrift: „Ruhestätte eines Meisters der Chirurgie, des Kgl. Pr. Geh. Medizinalratsprof. Dr. Johann Friedrich Dieffenbach / Geb. 1. Februar 1792 in Königsberg I. Pr. / Gest. 11. November 1847 in Berlin / Als Direktor des Kgl. Klinikums in der Ziegelstrasse“.

 

Text und Fotos: Juliane Bluhm

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