Gustav Samuel Daniel Bruch

Brauereibesitzer, Politiker, Ehrenbürger St. Johanns
* 12.1.1822
† 7.7.1899

Saarbrücken (Nr. 10 FriedhofsApp)

Die Familie Bruch zählt zu den großen alteingesessenen protestantischen Familien St. Johanns. Wohlbekannt ist die nahe gelegene Bruch-Brauerei, welche schon seit 1702 von der Familie geführt wird. Gustav Bruch ließ den Betrieb in eine größere und modernere Brauerei überführen und verhalf so dem Unternehmen zu nachhaltigem Erfolg. Zeitlebens engagierte er sich auch gesellschaftspolitisch. Dabei strebte er als Liberaler nach der „Freiheit des Individuums mit Hilfe einer demokratischen Verfassung in einem freiheitlichen deutschen Nationalstaat“. Als junger Mann nahm er an der Revolution von 1848/49 teil, war Mitgründer des Bürgervereins und Vorsitzender der Bürgerwehr St. Johanns. Nach Scheitern der Revolution verließ er kurzzeitig seine Heimatstadt, konnte sich hier aber bald wieder politisch engagieren. Über drei Jahrzehnte saß er im St. Johanner Gemeinde- bzw. Stadtrat, lange als Beigeordneter. Aufsehen erregte sein vehementer, gleichwohl erfolgloser Einsatz gegen den Verkauf des stadteigenen Halbergs an den Industriellen Stumm. Bruch, der der Nationalliberalen Partei angehörte, war auch Mitglied des Saarbrücker Kreistags, des Rheinischen Landtags, des Zweiten Reichstags des Norddeutschen Bundes und des Zollparlaments. Seine Heimatstadt St. Johann verlieh ihm 1897 die Ehrenbürgerschaft. Bruch betätigte sich auch schriftstellerisch, verfasste zeitkritische Essays, schrieb Gedichte und machte sich um die lokale Geschichts- und Sprachforschung verdient. Eines seiner Bonmots lautete: „Kann es euch nicht selber dienen / Bitt ich, hebt`s den Kindern auf. / Alte Geister kehren wieder / In der Zeiten Wechsellauf. / Was die Väter treu erfunden / Auf dem sorgenreichen Pfad, / mag in trüben Schicksalsstunden / auch den Enkeln stehn zu Rat.“ An den verdienten Bürger erinnern eine Straße in St. Johann und ein Brunnen im Stadtwald.

Über dem Grab erhebt sich das bedeutendste Jugendstil-Grabmal im Saarbrücker Raum. Die Grabmalwand aus Sandstein schuf um 1901 der St. Johanner Bildhauer Wilhelm Schneider nach Entwurf des Wiener Architekten Carl Jagersberger. Die seitlichen Pylonen mit Kränzen, Bändern und Flammenvasen erinnern an zeitgenössische Dekorationen des Wiener Jugendstils. Das segmentbogig durchhängende Wandfeld, mit schöner Jugendstilschrift auf Granitplatten, ziert ein Rosenstockrelief. Den Abschluss bildet ein geschwungenes, notenlinienartiges Gitter mit Lorbeer- und Ginkgoblättern, deutbar als Zeichen des Sieges, des Friedens, des ewigen Lebens und der Liebe.


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