Gedenkstein für Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof I
Zum diesjährigen 71. Todestag der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
Bei dem Grab- und Ehrenmal für Persönlichkeiten, die im Kampf gegen das Naziregime den Tod fanden, handelt es sich um eine Gedenkstätte, die schon in den 1950er Jahren entstanden ist. Bestattet wurden auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Männer des aktiven Widerstandes gegen Hitler, wie: Klaus Bonhoeffer, Hans John, Richard Kuenzer, Hans Ludwig Sierks, Karl Adolf Marks, Wilhelm zur Nieden, Friedrich Justus Perels und Rüdiger Schleicher, die wegen ihrer Beteiligung am Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 inhaftiert und in der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 von einem SS-Kommando erschossen wurden.
Der auf einem Sockel liegende Steinquader, mit einem von Fritz Kühn gefertigten schlichten Kreuz aus Walzstahlprofilen, erinnert zugleich auch an drei Persönlichkeiten des Widerstandes, die hier nicht beigesetzt wurden und deren Gräber bis heute unbekannt geblieben sind: Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Justus Delbrück (1902-1945) und Hans von Dohnanyi (1902-1945).
Der in Breslau geborene Dietrich Bonhoeffer studierte in Berlin Theologie, promovierte an der Friedrich-Wilhelm-Universität und konnte sich 1929 habilitieren. Er engagierte sich frühzeitig in der Bekennenden Kirche und leitete dort ab 1935 ein illegales Predigerseminar. Schon 1936 erhielt er ein Lehrverbot für die Universität, gefolgt von einem Publikationsverbot. 1943 wurde Bonhoeffer schließlich verhaftet und 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet.
Der Schwager Dietrich Bonhoeffers, Hans von Dohnanyi, in Wien als Sohn des ungarischen Komponisten und Pianisten Ernst von Dohnanyi geboren, arbeitete seit 1928 im Reichsjustizministerium in Berlin. Er führte eine geheime Kartei über die Verbrechen des Hitlerregimes und organisierte mit anderen Offizieren, wie Wilhelm Canaris und Ludwig Beck, die Widerstandsgruppe innerhalb des militärischen Abschirmdienstes. 1943 im Zusammenhang mit einem früheren Attentatsversuch auf Hitler verhaftet, wurde er kurz vor Kriegsende im April 1945 im KZ Sachsenhausen ermordet.
Justus Delbrück beendete 1935 aus Gewissensgründen seine Beamtenlaufbahn, wurde jedoch 1940 zur Abteilung Abwehr eingezogen und kam schließlich in Verbindung zu Hans von Dohnanyi und damit zur NS-Widerstandsgruppe. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 verhaftet, überlebte er zwar das Kriegsende, wurde dann jedoch von der sowjetischen Geheimpolizei im Lager Lieberose interniert und starb dort im Oktober 1945.
Der Natursteinquader ist im Herbst 2015 restauriert worden. Die ausgewaschene Muschelkalk-Oberfläche ist partiell geschlemmt und gefestigt worden. Die rückgewitterte Keil-Inschrift wurde mit Restauriermörtel z.T. neu modelliert und die vormalige Farbauslegung der Inschrift ist erneuert worden. Risse, desolate Fugen sowie Moos- und Flechtenbildung an der Oberfläche des Grab- und Gedenksteins wurden behandelt bzw. entfernt.
Text: Klaus-Henning von Krosigk
Fotos: Juliane Bluhm