Carl Pietschker

Theologe, Pfarrer in Bornstedt
* 5.6.1846
† 4.6.1906

Bornstedter Friedhof/Potsdam (Nr. 7 – www.wo-sie-ruhen.de)

Carl Pietschker wurde in Lindau als Sohn eines Reitknechts in fürstlichen Diensten geboren. Nach dem Studium der Theologie mit Promotion und der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erhielt er 1878 durch Protektion des preußischen Kronprinzenpaares die Bornstedter Pfarrstelle. Die Gemeindeglieder machten dem neuen Pfarrer das Leben schwer, denn seine überspannten Vorstellungen von „Sittlichkeit“ gingen an ihrer Lebenswirklichkeit vorbei.

1882 konnte Pietschker eine Erweiterung der Kirche erreichen und ließ den Friedhof bis zum Ende seiner Amtszeit dreimal vergrößern. Auch der Ausbau des Schulgebäudes und die Einrichtung einer allgemein zugänglichen „Volksbibliothek“ gehen auf ihn zurück. 1884 heiratete der Bornstedter Pfarrer Käthe Siemens, deren Vater Wilhelm Siemens 1888 durch Kaiser Friedrich III. den erblichen Adelstitel erhielt.

Endlich konnte mit Mitteln des schwerreichen Schwiegervaters das marode Pfarrhaus in Stand gesetzt werden. Hier wuchsen die zwischen 1885 und 1894 geborenen Kinder auf. Zudem beherbergte das standesgemäß hergerichtete Pfarrhaus Pietschkers wachsendes Archiv mit wertvollen Dokumenten zur Herrschaft der Hohenzollern. Durch den Verzicht auf sein Ruhegehalt erreichte Pietschker 1895 seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand. Die Familie ließ sich an der Marienstraße, der heutigen Gregor-Mendel-Straße, einen Alterssitz errichten. 1906 starb Pietschker und wurde in einem neuen Erbbegräbnis beigesetzt.

Der jüngste Sohn Arnold fiel 1914 als Soldat in Frankreich. Der älteste Sohn Werner Alfred Pietschker studierte an der Technischen Hochschule Charlottenburg Luftfahrttechnik und erwarb eine Fluglizenz mit der Pilotenschein-Nummer 116. 1910 begann er mit der Konstruktion eines Eindeckers. Bei der Erprobung des Flugzeugs stürzte der Flugpionier in Johannisthal bei Berlin ab und starb. Ihm zu Ehren stiftete die Mutter in der Hegelallee 23 eine von Paul Otto Baumgarten entworfene Volksbadeanstalt, das „Werner-Alfred-Bad“.

Beide Söhne werden am Grabmal mit Bronzeporträts geehrt. Das Porträt von Arnold Pietschker schuf der bedeutende Berliner Denkmalplastiker Fritz Schaper.

Die repräsentative Grabstätte mit der dreiseitigen Sandsteinarchitektur wird in der Mitte durch ein rundbogiges Scheinportal dominiert, dessen Blendnische eine Granitplatte mit Kreuzdarstellung zeigt. Davor liegen drei gewölbte Inschriftenplatten.

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