CARL BECHSTEIN

* 1. Juni 1826 in Gotha; † 6. März 1900 in Berlin

Zum diesjährigen 188. Geburtstag des Klavierbauers

Die Klaviermusik des 19. Jahrhunderts war besonders durch die Darstellung betont romantischer Gefühlsinhalte geprägt. Um dieser Betonung des gefühlvollen Ausdrucks gerecht zu werden, entwickelten Komponisten und Interpreten eine außergewöhnliche klavieristische Virtuosität. Neue Spieltechniken und Interpretationsweisen und der Hang zu orchestral gesteigerter Klangfülle stellten an die Instrumente und deren Erbauer besondere Ansprüche. Zwischen Klavierbau und Klaviermusik bestanden im 19. Jahrhundert enge Beziehungen. Carl Bechstein – selbst Klavier-, Geigen- und Cellospieler – verstand es, die musikalischen Wünsche damaliger Pianisten mit seinem Handwerk umzusetzen.

Bechstein lernte sein Handwerk in Erfurt, Dresden, London und Paris, bevor er 1853 in Berlin seine eigene Pianoforte-Fabrik gründete. Der Klavierbauer hielt engen Kontakt mit Komponisten und Interpreten seiner Zeit und entwickelte so sein Konzept für den Bau solider und differenzierter Pianos, die dem damaligen romantischen Ausdrucksideal entsprechen konnten.
Früh wurde auch Hans von Bülow (1830-1894), späterer erster Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Anhänger und Förderer von Bechstein. Der Liszt-Schüler bestellte 1856 bei Bechstein seinen ersten Flügel. Zu Beginn des Jahres 1857 brachte von Bülow Fanz Listzs Klaviersonate in h-Moll auf einem Bechstein-Flügel zur Uraufführung. Die Musikwelt war begeistert und Bechsteins Erfolgsgeschichte begann. Bis Ende 1860 hatte er 300 Flügel gebaut, ab 1870 steigerte sich die Produktion auf etwa 500 Stück pro Jahr. 1880 ließ Bechstein eine zweite Fabrik in Berlin errichten, 1897 folgte die dritte. Auch eine Auslandsdependance in London brachte weitere Erfolge. Die Produktion lag im Jahr 1900 bei über 3.500 Instrumenten. Beinahe alle namhaften europäischen Pianisten und Komponisten – ob Wagner, Liszt, Rubinstein, Humperdinck, Grieg, Strauss oder Debussy – spielten und komponierten auf einem Bechstein. Bis heute zählen die Flügel aus dem Hause C. Bechstein als Klang-Ideale vieler Pianisten weltweit. Die Firma ist noch immer einer der größten deutschen Klavier- und Flügelhersteller.

Carl Bechstein starb am 6. März 1900, knapp drei Monate nach dem Tod seiner Frau. Beide wurden auf dem Friedhof II der Sophien-Gemeinde an der Bergstraße in Berlin-Mitte beigesetzt. Der Bildhauer und Architekt Georg Roensch (1861-1923) gestalte das 40 Quadratmeter große Grabmonument aus grünem Fichtelgebirgs-Syenit. Die halbovale Grabwand mit Bänken und mittiger Nischenarchitektur schließt zu den Seiten mit Pfeilern ab, die in runden Bronzereliefs die Portraits der Bestatteten zeigen. Beide Köpfe im Profil zueinander gewandt, stammen von dem Bildhauer Max Koch (1859-1930). Koch entwarf auch die bronzene Sitzfigur in der zentralen Nische der Grabanlage. Die trauernde Muse hält in ihren Händen Palmwedel und Kranz, ihre Augen sind aus dunklem Glas gestaltet. Eine Harfe zu ihrer rechten Seite ist heute leider verloren. Alle drei Bronzebildwerke entstanden in der renommierten Berliner Gießerei Noak. Die Grabanlage ist umgeben von einem schmiedeeisernen Gitter der Firma Eduard Puls (1840-1909).

Im Oktober 2013 fand im Festsaal des Berliner Rathauses ein Benefizkonzert zugunsten der dringend notwendigen Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an der Grabanlage Bechstein statt. Benjamin Moser spielte auf einem Bechstein-Flügel Werke von Schubert, Schumann und Rachmaninov.

Durch das Benefizkonzert und durch die stetig laufende Aktion „Berliner Grabmale retten“ konnten 12.000 Euro für die geplanten Instandhaltungsmaßnahmen der Grabstätte Carl Bechsteins zusammengetragen werden. Die Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg dankt allen Spendern herzlich! Die Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr begonnen werden.

Mit den gesammelten Spendengeldern lassen sich zunächst nur die nötigsten Sicherungsmaßnahmen zur Standsicherheit durchführen. Für eine umfängliche Restaurierung werden weitere Gelder benötigt. Wir freuen uns über Ihre Spende!

Spendenkonto:
KVA Mitte-Nord / Stiftung Kirchhöfe
Berliner Bank
BIC: DEUT DE DB 110
IBAN: DE91 1007 0848 0512 7006 01
Verwendungszweck: Bechstein

Quellen: Batel, Günther: Handbuch der Tasteninstrumente und ihrer Musik. München 1991. S. 82-104. // Haspel, Jörg und Klaus-Henning von Krosigk, Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin. Friedhöfe. Petersberg 2008, S. 112. // Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte. Berliner Grabmale retten. Berlin 2010, S. 112.

Text und Fotos: Juliane Bluhm

Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg
Vorsitzender des Vorstandes: Peter Storck
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