Antoine Pesne
* 29. Mai 1683 in Paris; † 5. August 1757 in Berlin
Zum diesjährigen 256. Todestag des preußischen Hofmalers am 5. August
Antoine Pesne stammt aus einer alten französischen Künstlerfamilie. Den ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater Thomas Pesne, der Bildnismaler war. Es folgte eine Ausbildung bei Charles de la Fosse (1636-1717), dem Hofmaler Ludwigs XIV. De la Fosse war ein Onkel von Pesnes Mutter. Außerdem besuchte er die Pariser Akademie, wo er mit seinem Können so überzeugte, dass er den „Prix de Rome“ (Rompreis) gewann und für fünf Jahre nach Italien ging. Das Stipendium führte ihn nach Venedig, Neapel und Rom. Hier studierte er u. a. die großen Meister des 16. Jahrhunderts. Noch in Rom heiratete er im Januar 1710 die in Neapel geborene Ursule-Anne Dubuisson, eine Tochter des Blumenmalers Jean Baptiste Gayot Dubuisson. Mit Pesnes Berufung nach Berlin zog das junge Paar gemeinsam mit den Schwiegereltern und deren jüngeren Söhnen an die Spree.
Pesne war 27 Jahre alt, als König Friedrich I. ihn in seine Residenzstadt holte. Ein Portrait, das der junge Maler 1707 in Venedig von dem dortigen preußischen Gesandten, dem Freiherrn Friedrich Ernst von Knyphausen, anfertigte, brachte ihm beim König umgehend Anerkennung und Aufmerksamkeit. Am 6. Mai 1711 wurde der Franzose offiziell zum Hofmaler ernannt. Die Bestallungsurkunde besagte, Pesne solle „ insonderheit für unss allein und sonsten niemand, es wäre denn mit unserer Special-Permission, in fresco, Tempera oder auf Leinwand“ malen. Die jährliche Besoldung, 1.200 Taler, entsprach der des zuvor verstorbenen Hofmalers Matthäus Terwesten (1649-1711). Während der ersten Berliner Jahre malte Pesne Bildnisse von großer Ausdruckskraft. Das um 1712 entstandene Staatsportrait König Friedrichs I. zeigt den Regenten mit den Insignien seines Amtes – mit Szepter, Hermelin und dem von ihm gestifteten Schwarzen Adlerorden. Staatliche Würde und offene Menschlichkeit treten dem Betrachter entgegen.
Mit dem Tod des den Künsten so freundlich gesinnten Königs und der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms I. blieb Pesne als einer von wenigen Hofkünstlern im Amt. Der neue Auftraggeber kürzte sein Gehalt um die Hälfte und der Maler fand weniger beim König als bei dessen Gemahlin Sophie Dorothea Anerkennung und Aufträge. Im ihrem Schloss Monbijou befanden sich bis zum Tod der Königin 1757 die weitaus meisten Gemälde von Antoine Pesne. Die zahlreichen Kinder des Königspaars hatte er öfters zu portraitieren. Friedrich Wilhelm I. hatte sich erst 16 Jahre nach Regierungsantritt von seinem Hofmaler darstellen lassen. Während seiner Anstellung am Berliner Hof war Pesne nebenher auch für den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, für August den Starken in Dresden und in London für den englischen König tätig. Gleichwohl war es ihm wichtig, die Verbindung zu seiner Vaterstadt aufrechtzuerhalten und er bewarb sich um die Mitgliedschaft der dortigen Akademie, in die er im Juli 1720 aufgenommen wurde.
Die letzten Jahre der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. brachten einen allmählichen Wandel seiner Einstellung zur Kunst. Eine 1728 unternommene Reise an den Dresdner Hof könnte diese wohlwollende Entwicklung ausgelöst haben. Zudem förderte der ständig wachsende Einfluss des Kronprinzen Friedrich mit seiner Begeisterung für die Künste das kulturelle Klima der Residenz. Als dieser 1740 als Friedrich II. den Thron bestieg, blieb der nunmehr siebenundfünfzigjährige Hofmaler erneut im Amt. Friedrich der Große war begeistert von französischer Kunst und Kultur, was dem Maler neuen Antrieb gab. An der Kunst des friderizianischen Rokoko hatte Pesne wesentlichen Anteil. Des Königs wichtigster Berater in allen Fragen der bildenden Kunst war Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753). Enge Freundschaft und Zusammenarbeit prägte das Verhältnis zwischen Pesne und dem königlichen Baumeister von Knobelsdorff. Während dieser Blütezeit der befruchtenden Arbeit fertigte Pesne Wand- und Deckenmalereien im Schloß Rheinsberg, im Schloss Charlottenburg sowie im Stadtschloss von Potsdam und in Sanssouci.
Beinahe 47 Jahre behauptete Antoine Pesne seine Stellung als Hofmaler unter drei preußischen Königen. Die Portraitmalerei blieb stets sein bevorzugtes Genre, gleichwohl schuf er Historien- und Landschaftsbilder. Er prägte die barocke Bildnismalerei am preußischen Hof und blieb in Berlin bis zuletzt der gefragteste Portraitmaler. Er verstarb am 5. August 1757 und wurde am Folgetag in der Gruft des Deutschen Domes auf dem Gendarmenmarkt neben seinem Freund Knobelsdorff beigesetzt. Im Zuge von Umbauarbeiten an der Kirche wurden die Gebeine Pesnes und Knobelsdorffs 1881 auf den Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirche am Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg umgebettet. 1934 wurde an der neuen Begräbnisstelle ein Gedenkstein mit einer barocken Figurenkomposition für beide Künstler aufgestellt. Diese Grabzeichen gingen im zweiten Weltkrieg verloren. Heute erinnert ein schlichter Stein aus weißem Marmor an den Maler Pesne und den Baumeister von Knobelsdorff.
Quellen: Bartoschek, Gerd (Bearb.): Antoine Pesne 1683-1757. Ausstellung zum 300. Geburtstag. Potsdam 1983 // Börsch-Supan, Helmut: Der Maler Antoine Pesne. Franzose und Preuße. Friedberg 1986. // Börsch-Supan, Helmut: Die Gemälde Antoines Pesnes in den Berliner Schlössern. Berlin 1982. // Paffen, Debora und Hans-Jürgen Mende: Die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor. Ein Friedhofsführer – Teil II. Berlin 2003, S. 31-32.
Text und Fotos: Juliane Bluhm