1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Nathanel Pringsheim
Botaniker, Fachautor, Hochschullehrer
* 30.11.1823 (lt. Grabstein 03.11.)
† 06.10.1894
Jüdischer Friedhof Berlin, Schönhauser Allee
Nr. 19 (www.wo-sie-ruhen.de)
Der Botaniker Geheimrat Prof. Dr. phil. Nathanael Pringsheim, Sohn des Industriellen Emanuel Pringsheim (Bernstadt 1796-1866 Oppeln) und der Eva Kempner (Praski 1800-1862 Breslau), stammte aus einer sich in viele Linien verzweigenden schlesischen Familie. Von den interessanten Mitgliedern des Familienverbandes ist heute sicherlich Katia Pringsheim (1883-1980), Ehefrau des Schriftstellers Thomas Mann, die Bekannteste. Nathanael Pringsheim ruht mit seiner 1851 geehelichten Frau Henriette Guradze (1830-1893) und der jung verstorbenen Tochter Elisabeth (1858-1874) in dem um 1875 eingerichteten Erbbegräbnis. Die Tochter Margarethe (1855-1909) heiratete den Chemiker Albert Ladenberg (1842-1911). Pringsheim, der 1844 in Leipzig Medizin und 1845 in Berlin Chemie, Physik und Botanik studiert hatte, war Spezialist in der Algenforschung. Seine Entdeckung der sexuellen Fortpflanzung bei niederen Lebensformen war eine wissenschaftliche Sensation. 1851 wirkte er als Privatdozent an der Universität Berlin, 1864 als Professor für Botanik in Jena und ab 1868 in gleicher Funktion wieder in Berlin. 1860 wurde er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 1864 ihr Ehrenmitglied. Er gehörte zu den Gründern der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, deren heute bekanntestes Mitglied der Gründungszeit wohl der Arzt und Kommunalpolitiker Rudolf Virchow ist. 1879 wurde Pringsheim ‚Korrespondierendes Mitglied‘ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1882 gründete er die ‚Deutsche Botanische Gesellschaft‘ und gab die ‚Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik‘ heraus.
Die rechteckige Grabstätte wird vierseitig von einer sandsteinernen Architektur über Granitschwellen eingefasst. Zum Weg hin ist diese als niedrige Einfassungsmauer mit betonten Türpfosten in der Mitte versehen. Die ursprüngliche Gittertür ist bis auf geringe Reste nicht erhalten. Höhere Seitenbrüstungen bergen die aus poliertem Granit gearbeiteten Inschriftentafeln. Rückseitig ist ein gegenüber der restlichen Mauer erhöhter Mittelteil eingeschoben. Der untere Bereich ist als angedeuteter Thronsitz ausgebildet. Der obere Teil ist in Gestalt eines Scheinsarkophags gestaltet und trägt über einem floralen Fries in erhabener Inschrift den Familiennamen. Ein mächtiger Giebel mit Akroterien und einem Ehrenkranz im Giebelfeld bekrönt diese zentrale Architektur. Die beiden seitlich angefügten Mauerteile tragen betonte Deckplatten und die flankierenden Pfosten sind durch palmettenverzierte Akroterien betont. Der Mittelakroter der Rückwand ist verloren, die Grabhügel sind vergangen.