1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Louis Sussmann-Hellborn
Bildhauer
* 20.03.1828
† 15.08.1908

Jüdischer Friedhof Berlin, Schönhauser Allee
Nr. 16 (www.wo-sie-ruhen.de)

Der Bildhauer, Maler und Kunstsammler Prof. Louis Sussmann-Hellborn war mit der schönen Bertha Hellborn verheiratet, der einzigen Tochter des angesehenen Baumwollfabrikanten und Bankiers Philipp Hellborn (1787-1853). Der Künstler selbst war der Sohn des Königlichen Lotterieeinnehmers Hirsch Sussmann (1768-1841) und dessen Frau Johanna Abraham. Der Großvater Elias Sussmann war Koch bei der Jüdischen Gemeinde gewesen. Alexander von Humboldt schrieb am 11. Oktober 1857 an Marianne Mendelssohn: „Die förmliche Verlobung des talentvollen Sussmann ist trotz der vielen vorsichtigen Vormünder vor wenigen Tagen denn wirklich zu Stande gekommen. Er hat mir den Tag nach der Verlobung die sehr reiche 16jährige Braut hier zugeführt. Es ist ein sehr zartgebildetes, recht anmuthiges Mädchen in grosser Harmonie nicht unbedeutender Züge. Sussmann selbst ist sehr bedeutend und wie Rauch versichert auf dem besten Wege zur grossen Kunst; zum Erhabenen!“ Der von dem berühmten Bildhauer Daniel Christian Rauch gelobte Sussmann war Schüler von August Wredow in Berlin gewesen und studierte 1852-56 in Rom. Zudem bereiste er Frankreich, Belgien und England. Im Jahr der Hochzeit 1857 kam er ganz nach Berlin zurück und ließ sich 1862/63 im Tiergartenviertel eine repräsentative Villa mit Atelier errichten. Seit 1867 gehörte er mit Julius Lessing (1843-1908) dem Vorstand des Königl. Kunstgewerbemuseums an. Für den Neubau des Museums, heute Martin-Gropius-Bau, schuf Sussmann die Sitzfiguren des Hans Holbein und des Peter Vischer. 1869 wurden seine Standbilder der Könige Friedrich II. und Friedrich Wilhelm III. im Berliner Rathaus aufgestellt. 1875 arbeitete er an der Mädchen-Gruppe „Das deutsche Lied“, die im Großen Tiergarten ihren Platz fand. Dort ist heute eine Kopie aufgestellt, das Original deponiert. 1878 entstand sein Hauptwerk „Dornröschen“. Das spätromantische Werk gelangte als Geschenk des Künstlers an die Nationalgalerie auf der Museumsinsel und ist hier im Treppenhaus aufgestellt. Mit dem Unternehmer Louis Fredéric Jacques Ravenné führte er die Emaillefabrikation in Berlin ein. 1882-87 war er künstlerischer Leiter der Königlichen Porzellanmanufaktur, war Mitglied in der Akademie der Künste in Berlin und Rotterdam, auch im Verein Berliner Architekten und wurde von den Königlichen Museen in die Sachverständigenkommission zur Errichtung einer Sammlung von Skulpturen des Mittelalters und der Renaissance berufen.

Das um 1859 eingerichtete Erbbegräbnis der Sussmanns zeigt eine vielleicht von Johann Heinrich Strack entworfene spätklassizistische Tempelfassade und drei traditionell davor aufgestellte Grabstelen aus poliertem Granit.

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