Wilhelm Mühlenhaupt

Bildender Künstler
* 07. September 1907 in Neuenhagen/Oder
+ 28. Februar 1977 in Berlin

Das vielleicht originellste Familiengrab auf den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor ist die Grabstätte für die Familie des Künstlers Wilhelm Mühlenhaupt. Er kam 1923 nach Berlin und fand eine Bleibe in einer Tempelhofer Laubenkolonie. Nach Sattlerlehre und Wanderschaft lernte er nach dem Zweiten Weltkrieg bei seinem Bruder Kurt in Berlin die Malerei und hatte seitdem als naiver Maler Erfolg. „Als Glasbläser, Sattler, Straßenfeger, Kammerjäger und Erfinder aller möglichen und unmöglichen Bilder“, lebte er schließlich zusammen mit seinem Bruder Kurt am Chamissoplatz in Kreuzberg.

Kurt Mühlenhaupt, Maler
* 19. Januar 1921 in Klein Ziescht
+ 16. April 2006 in Bergsdorf

Kurt Mühlenhaupt, der die Grabstelle für die ganze Familie anlässlich der Beerdigung seines Bruders Wilhelm gestaltete, war Jahre zuvor in der Blücherstraße / Ecke Zossener Straße in Kreuzberg, gegenüber dem Friedhof ansässig. Der Händler, Kneipier, Drucker und „Malerpoet“ Kurt Mühlenhaupt beschäftigte sich auf Anregung der Galeristin Karoline Müller mit der Emailletechnik. Als wichtigstes Werk dieser Schaffensphase entstanden ab 1978 die auf vier leicht kreuzförmigen Edelstahlstelen montierten Emaillebilder für die anlässlich des Todes des Malers und „Allesmachers“ Willi Mühlenhaupt erworbene Familiengrabstätte. Auf einer Emailleplakette hatte sich der Künstler Kurt Mühlenhaupt seinerzeit selbst verewigt – mit seinem Symbol: ein Leierkasten mit einem Affen. 1981 erklärte Kurt Mühlenhaupt: „Der Friedhof ist für die Kreuzberger so eine Art Park. Damit er nicht so traurig aussieht, habe ich Grabsteine von mir, meiner Frau, meiner Schwester und meinem Bruder aufgestellt. Er ist der einzige, der schon im Grab liegt.“ Auch Kurt, der „Maler der Liebe“, ist nun hier begraben, der sich 1994 im märkischen Bergsdorf niedergelassen hatte und dort 2006 starb.

Da die Edelstahl-Grabkreuze mit den Portrait-Plaketten Mitte der 1980er Jahre gestohlen wurden, zieren die Familiengrabstätte heute die 1988 aufgestellten, im naiven Stil farbig bemalten, hochkant stehenden Stelen aus Beton.

Weiter in Richtung Blücherstraße befinden sich die Grabmäler des Malers Ludwig Passini, den ein Rom- und Venedig-Aufenthalt zu Aquarellen mit Motiven des italienischen Volksleben inspirierte, und der Schauspielerin Anna Schramm, die spätere „komische Alte“ des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters und des Königlichen Schauspielhauses.

Klaus-Henning von Krosigk

Mühlenhaupt
Grabnummer des Friedhofs und Lage: BA2-005-402

Mühlenhaupt
Grabnummer des Friedhofs und Lage: BA2-005-402

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