Richard Schäfer

Kaufmann, Schriftsteller
* 18.12.1873
† 1.5.1946

Bornstedter Friedhof/Potsdam (Nr. 19 – www.wo-sie-ruhen.de)

Der aus Kassel stammende Kaufmann Richard Schäfer war einer der wichtigsten Mitarbeiter des Theologen und Orientalisten Johannes Lepsius und einer der aktivsten Unterstützer verfolgter armenischer Christen. Lepsius war der Sohn des Ägyptologen Richard Lepsius und über seine Mutter ein Nachfahre des Berliner Aufklärers Friedrich Nicolai. Margarethe Zeller-Lepsius, Johannes Lepsius‘ erste Frau, war die Enkelin des Jerusalemer Bischofs Samuel Godat. Als Mitarbeiter des „Syrischen Waisenhauses“ in Jerusalem lernte Lepsius das bedrückende Schicksal der Christen in den osmanisch regierten Ländern kennen. Unter Sultan Abdülhamid II. kam es zwischen 1894 und 1896 zu Massakern an armenischen Christen. Lepsius wurde Zeuge von Massentötungen in Ostanatolien. In Urfa arbeitete Lepsius mit der Amerikanerin Corinna Shattuck zusammen, die 1895 im Zusammenhang mit der Verbrennung hunderter armenischer Christen in Urfa den Begriff „Holocaust“ verwendet hatte.

Zur Unterstützung der Armenier gründete Lepsius im selben Jahr die „Deutsche Orient Mission“ (DOM). Da das Deutsche Reich sorgsam auf seine „Freundschaft“ mit dem Osmanischen Reich achtete, wurde die Tätigkeit der DOM behindert. Der Völkermord an den Armeniern durch türkische Truppen zwischen 1915 und 1917 und die Vorsicht der DOM, dazu Stellung zu beziehen, veranlasste Lepsius zum Austritt und zur Gründung der in seinem Sinne wirkenden „Dr. Lepsius Deutsche Orientmission“.

Richard Schäfer hatte Lepsius 1897 über den „Christlichen Verein Junger Männer“ (CVJM) kennengelernt. Er übernahm die von Lepsius in Friesdorf im Südharz gegründete Teppichmanufaktur und sorgte für deren Überführung nach Urfa. Sie sollte den überlebenden Armeniern ein Auskommen sichern. Schäfer publizierte seine Erfahrungen 1898 unter dem Titel „Unsere Orient-Reise“. 1899 kehrte er nach Deutschland zurück und übersiedelte als Missionssekretär der DOM nach Berlin und 1907 nach Potsdam. Lepsius selbst wohnte von 1908-25 in der Villa Große Weinmeisterstraße 45, in der 2011 das „Lepsiushaus“ eröffnet wurde. Hier wird an die 1923 von Lepsius in Potsdam angeregte „Armenische Akademie“ angeknüpft. Schäfer, in dessen Interessensmittelpunkt das Verhältnis von Christentum und Islam stand, entwickelte eine rege Vortragstätigkeit und ließ die Manuskripte publizieren. 1932 veröffentlichte er den ersten Versuch einer Geschichte der „Deutschen Orient Mission“ und kümmerte sich um das Lebenswerk des 1926 in Meran verstorbenen Lepsius.

Ein bescheidener Stelenstein schmückt die Grabstätte von Richard und Margarethe Schäfer.

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