REINHOLD POSS deutscher Marineflieger

* 11. September 1897, Geburtsort unbekannt; † 26. August 1933 in Wildberg

Mit der ausgewählten Persönlichkeit zum Gedenktag des Monats September möchten wir auf ein Grabmal aufmerksam machen, das in diesen Sommermonaten Opfer frevelhafter Friedhofsdiebe wurde. Das Grab des deutschen Marinefliegers Reinhold Poss befindet sich auf dem Parkfriedhof Lichterfelde. Das zum Grabmal gehörige Relief des Bildhauers Olaf Lemke ist vermutlich Ende Mai/Anfang Juni gestohlen worden.

Im ersten Weltkrieg war Reinhold Poss Flieger bei der deutschen Marine und leitete die Seefrontstaffel und später die Marinefeldjagtstaffel. Nach Kriegsende war er als Sportflieger erfolgreicher Teilnehmer an nationalen und internationalen Flugwettbewerben.
Bei einem Wettbewerb am 26. August 1933 stürzte Poss gemeinsam mit seinem Kopiloten Paul Weirich tödlich ab. Ihr Flugzeug streifte mit dem linken Flügel die Spitze des 61 Meter hohen Wildberger Kirchturmes bei Neuruppin. Beide Piloten überlebten den Absturz nicht. Nach Freigabe der Leichen wurde eine Trauerfeier in der Kirche abgehalten. Die Reparaturkosten des Kirchturmes übernahm die Lufthansa.

Grabmal Reinhold Poss, 1991

Eine beinahe quadratische Liegeplatte und eine dazugehörige Stele – beides aus hellem Naturstein – bilden die Grabstätte des Flugkapitäns, die der Lichterfelder Steinbildhauer C. Ott entworfen hat. Rechts neben den Bronzelettern auf der Liegeplatte ziert ein schlichtes schlankes Bronzekreuz die Grabinschrift. Das gestohlene Relief an der Naturstein-Stele zeigte einen zur Sonne fliegenden Adler. Der Verweis auf die in der griechischen Mythologie erzählten Geschichte von Daidalos und seinem Sohn Ikarus liegt nahe. Daidalos hatte ein Flügel-Konstrukt aus Federn und Wachs entworfen, das zum Fliegen befähigte. Er ermahnte seinen Sohn weder zu hoch noch zu niedrig zu fliegen, damit in der Sonnenwärme das Wachs nicht schmelze und in der Gischt des Meeres die Federn nicht zu schwer würden. Die Freude am Fliegen ließ Ikarus jedoch übermütig werden und er flog zu hoch. Er näherte sich der Sonne, das Wachs an seinen Flügeln schmolz und er stürzte ab.

Der Bildhauer des nun verloren gegangenen Reliefs schuf ein Jahr zuvor auch die Bronzebüste des Luftfahrtpioniers Otto Lilienthals. Die Büste entstand 1932 im Rahmen der Umgestaltung des alten Lichterfelder Fliegerberges zu einer modernen Lilienthal-Gedenkstätte. Seit 1955 steht die Büste vor dem Lilienthal-Gymnasium in Lichterfelde.

Der Diebstahl des Adler-Reliefs ist eine Schande und ein äußerst unschöner Verlust. Bedauerlicherweise machen Metall-Diebe auch vor Friedhöfen nicht Halt und die Hemmschwelle der Diebe sinkt. Oft werden die entwendeten Beutestücke auf Kunst- und Trödelmärkten veräußert. Die Friedhofsbesucher werden gebeten, auf Vorkommnisse dieser Art zu achten bzw. diese zu melden. Alle entdeckten Diebstähle werden zur Anzeige gebracht.

Foto: Wolfgang Holtz
Text: Juliane Bluhm

Quelle: Uta Lehnert, Den Toten eine Stimme. Der Parkfriedhof Lichterfelde, Berlin 1996.

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