MATHIAS LEONHARD SCHLEICHER

Zum diesjährigen 185. Geburtstages des Unternehmers

* 1. November 1830; † 20. November 1872 in Berlin

Mathias Leonhard Schleicher war der Begründer eines großen Steinmetzbetriebs, der sich mit Entwurf und Ausführung von Erbbegräbnissen und Grabmalen befasste. Der reiche allegorische Schmuck seines eigenen Grabmals bezieht sich mithin auf seine beruflichen Tätigkeiten.

Der „Steinmetz, Commissionsrat und Marmorwarenfabrikant“ gründete 1853 in Berlin ein Steinmetz-Unternehmen in der Lehrter Straße 27-30. Sein dortiges Wohnhaus und das unmittelbar benachbarte Fabrikgebäude sind bis heute erhalten. Zahlreiche der von Schleicher entworfenen aufwendigen Erbbegräbnisse, namentlich auf dem Alten Sankt-Matthäus-Kirchhof, bestehen noch und geben, wie das erhaltene Grabmal für Oscar Begas oder das von Lion Deutsch, Zeugnis von seinen hohen Kunstfertigkeiten.

Sein eigenes Grabmal im Stil der Neorenaissance, eine große zweifarbige Granitwand mit Marmorarchitektur wurde vom Schinkelschüler Friedrich Heinrich Hitzig entworfen. Das imposante Grabmal wird durch drei Arkadenbögen gegliedert. Der besondere Schmuck ist eine gekonnte Komposition verschiedenfarbiger Steinarten, wie weißer Marmor sowie rötlicher und schwarzer Granit. Aber auch die reichen bildkünstlerischen Details des aufwendig gestalteten Wandgrabs sind auffallend.

Schleicher Bluhm

Mitten in den Arkadenbögen zieren drei Medaillons die Marmorfelder. Vor dem mittleren Medaillon ist die vollplastische Büste des Verstorbenen aufgestellt. Die beiden seitlich angebrachten Tondi stellen im Hochrelief beziehungsreiche Szenen dar. Im linken Tondo steht eine weibliche Gestalt als Personifikation der Bildhauerei in antikem Gewand mit Schlegel und Meißel. Sie ist gerade im Begriff, die Büste eines bärtigen Mannes zu bearbeiten. Das rechte Medaillon bildet eine verhüllte Frauengestalt ab. Sie zieht einen Knaben an sich, welcher zu ihr aufblickt und mit einem Stift zu schreiben versucht. Das aufgeschlagene große Buch ist der Verweis, dass es sich bei der Frauengestalt um die Personifikation der Wissenschaften handelt.

Die dreiachsige Blendarchitektur wird von einem hohen Gesims überfangen. Auf der Seite wird die rechteckige Grabstätte von einer schwarzen Granitbrüstung eingefasst, die Vorderseite schließt hingegen ein schmiedeeisernes Gitter ab. Im Grabinnenfeld befinden sich vier Kissensteine aus schwarzem Granit.
Bekannter Architekt des Grabmals: Friedrich Heinrich Hitzig

Text abrufbar über die Friedhofs-App www.wo-sie-ruhen.de unter dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin.

Text: Klaus-Henning von Krosigk
Foto: Juliane Bluhm

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