Johann Ludwig Gustav Langenscheidt

Sprachlehrer, Verlagsbuchhändler
* 21.10.1832
† 11.11.1895

Südwestkirchhof Stahnsdorf (Grab Nr. 19 www.wo-sie-ruhen.de)

„Wer fremde Sprachen spricht, dem öffnet sich die Welt“ schrieb Gustav Langenscheidt 1850 in sein Reisetagebuch. Er reiste – zumeist zu Fuß – nach einer kaufmännischen Lehre fast 7.000 Kilometer quer durch Europa.

Zusammen mit seinem Sprachlehrer Charles Toussaint erstellte er ein deutsch-französisches „Selbstlernbuch“ und gründete, da er keinen Verleger fand, 1856 einen eigenen Verlag. Der große Erfolg des Lexikons hing mit einer bahnbrechenden neuen Lautschrift-Methode zusammen, die jedem den Spracherwerb ermöglichte. 1861 brachte der Verlag ein Englisch-Lexikon heraus, dem zahllose weitere Fremdwörterbücher folgten.

Um auch andere Bücher verlegen zu können, gründete Gustav Langenscheidt 1868 eine Verlagsbuchhandlung. Hier konnten epochale Lexika, wie 1880 das nach den Hauptbearbeitern „Sachs-Villatte“ benannte Lexikon der französischen Sprache erscheinen. 17 Jahre Arbeit und 400.000 Mark Gesamtkosten steckten in diesem Werk.

Schon früher, 1874, verlieh die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften dem Verleger den Professorentitel. 1881, anlässlich des 25. Firmenjubiläums, trat ein Sängerchor der Königlichen Oper in den Verlagsräumen auf.

1882 ließ der Verlagsgründer ein Warenzeichen, ein L vor der Weltkugel unter drei verschränkten, Deutschland, Frankreich und England symbolisierenden Händen, eintragen. 1895 übernahm der jüngste Sohn Carl (1870-1952) das Unternehmen.

Gustav Langenscheidt wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof unweit seines Verlagshauses beigesetzt. Der Architekt Johannes Lange entwarf im Auftrag der Witwe Pauline Langenscheidt ein repräsentatives Mausoleum mit einem gewölbten Mittelbau und flankierenden Flügelmauern für die Inschriftentafeln. Die verglaste Front wird durch ein schmiedeeisernes Gitter aus der Kunstschlosserei Ferdinand Paul Krüger beherrscht. Der Wahlspruch des erfolgreichen Bürgers „per aspera ad astra“ – Durch Mühen zu den Sternen – ist auf applizierte Messingtäfelchen graviert. Lilien verweisen auf die Reinheit des Glaubens, Mohnkapseln auf den ewigen Schlaf. Alpha und Omega stehen für Gottes Unendlichkeit, die Rosen deuten das Paradies an, das der Fleißige sich auf dornigem Weg verdient. Im Zentrum der Tür ist das Langenscheidt-Wappen angebracht, im Giebel ein von Palmwedeln gerahmtes Mosaik mit einer das ursprüngliche Firmenlogo variierenden Darstellung ineinandergelegter Hände zwischen Wolken unter göttlichen Strahlen.

1939 wurde der Grabbau – vermutlich ohne die unterirdische Gruft – nach Stahnsdorf auf den Südwestkirchhof umgesetzt.

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