Heinrich Raspiller sen.

Glasfabrikant
* 24.2.1814
† 19.9.1885

Friedhof St. Johann, Saarbrücken (Nr. 2 Friedhofsapp www.wo-sie-ruhen.de)

Mitglieder der weitverzweigten Glasmacherfamilie Raspiller betrieben im 19. Jahrhundert auch in Lothringen und im Saargebiet Hütten, so in Soldatenthal bei Abreschviller, in Schœneck bei Forbach und in Fenne, heute Stadtteil von Völklingen.

Der Name Heinrich Raspiller verbindet sich vor allem mit der Fenner Glashütte. Sein Onkel Mathias Raspiller hatte sie um 1820 erworben und zu einem international renommierten Unternehmen ausgebaut. Produziert wurde vorwiegend Flaschen- und Tafelglas. 1834 übernahm Heinrich Raspiller die Leitung. Unter ihm erlebte die Hütte erneut einen Aufschwung. Innerhalb eines halben Jahrhunderts steigerte er die Mitarbeiterzahl von 110 auf 450. Für einen Teil der Produkte realisierte er den Übergang vom geblasenen zum preiswerten Pressglas. 1884 feierte er sein 50-jähriges Jubiläum als Firmenleiter, dann zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück. 15 Monate später starb er. Sein Begräbnis war ein viel beachtetes Ereignis. Beim großen Leichenzug durch St. Johann schritten 400 seiner Arbeiter voran, gefolgt von den Fenner Vereinen.

Die Leitung der Hütte übernahm sein ältester Sohn Heinrich. Dieser erweiterte den Betrieb erneut sehr stark. Er baute ein neues Glasmagazin, weitere Betriebsgebäude sowie Arbeiterwohnungen. Den verkehrstechnischen Anschluss verbesserte er durch eine Drahtseilbahn von der Hütte über die Saar zum Bahnhof Luisenthal. Die Fenner Hütte unterhielt damals Musterlager in Berlin, Colmar, Hamburg und Leipzig. Zeitweise war sie größter Hohlglashersteller Europas. Heinrich Raspiller junior bekleidete auch öffentliche Ämter. Er war Vorsteher der Gemeinde Fürstenhausen, Beigeordneter der Stadt Völklingen und Mitglied des Kreisrates in Saarbrücken. 46-jährig erlag er im Jahr 1900 einem Hirnschlag. Die Glashütte erlitt danach drastische Produktionsrückgänge. 1903 wurde sie verkauft. Damit endete die wirtschaftliche Bedeutung der Familie Raspiller im Raum Saarbrücken. Die Glasherstellung in Fenne wurde 1939 endgültig eingestellt.

Über der monumental eingefassten Familiengrabstätte erhebt sich das aus Kalkstein gefertigte Grabmal in Form eines Zippus auf hohem Sarkophag. Gesenkte Fackeln, Zeichen des verlöschenden Lebens, markieren die Ecken des Zippus, die Giebelfelder zieren Kränze, Palmzweige und ein Kreuz. Das auf frühchristliche Formen Bezug nehmende Denkmal verrät den Einfluss lothringischer Grabarchitektur: Einzigartig für den Friedhof St. Johann, findet es gleich mehrere Pendants auf dem Ostfriedhof in Metz.

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