GUSTAV STRESEMANN
* 10. Mai 1878 in Berlin; † 3. Oktober 1929 in Berlin
Zum diesjährigen 86. Todestag des Politikers
Gustav Stresemann war ein bedeutender deutscher Politiker, Friedensnobelpreisträger und Staatsmann in der Zeit der Weimarer Republik.
Von acht Geschwistern wurde ihm als einzigem der Besuch des Gymnasiums ermöglicht. Nach dem Abitur 1897 studierte er zunächst in Berlin, dann in Leipzig Literatur und Geschichte und wandte sich später der Nationalökonomie zu. 1901 schloss er sein Studium mit Promotion ab. Anschließend war Stresemann einige Jahre als Lobbyist für den Verband deutscher Schokoladenfabrikanten tätig sowie seit 1902 als Geschäftsführer des Bezirksvereins Dresden/Bautzen des Bundes der Industriellen. Hauptberuflich vertrat er als Syndikus den Verband sächsischer Industrieller, eine Position, die er bis 1919 wahrnahm.
Politisch sehr engagiert, zog Gustav Stresemann 1907 als Vertreter der nationalliberalen Partei und als jüngster Abgeordneter in den Deutschen Reichstag ein, dem er mit kurzer Unterbrechung 1918/19 bis zu seinem Tod angehören sollte.
Nach dem Ersten Weltkrieg war es dem nationalliberalen Politiker und Wirtschaftswissenschaftler ein entschiedenes Anliegen, Deutschland nach der Katastrophe des Krieges international zu rehabilitieren. Stresemann, 1923 Reichskanzler und bis zu seinem frühen Tod 1929 Außenminister der Weimarer Republik, setzte sich auf vielfältige Weise für eine Hebung des deutschen Ansehens in Europa und der Welt ein. In Folge seiner Politik kam es 1926 zu einer Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Noch im selben Jahr erhielten er und der französische Außenminister Aristide Briand für ihre gemeinsame Versöhnungspolitik den Friedensnobelpreis.
Mit der Gestaltung der Grabanlage für Gustav Stresemann auf dem Alten Luisenstädtischen Friedhof wurde zunächst die Gartenbaufirma Ludwig Späth und schließlich im Auftrag des Staates der bekannte Bildhauer Hugo Lederer beauftragt. Vor dem 1930 in Muschelkalkstein ausgeführten Grabmonument bedeckt ein Scheinsarkophag die Gruft. Die großen Steinkugeln der Grabstätteneinfassung wie auch die Form der Architektur erinnern an den Ewigkeit symbolisierenden Formenkanon archaisierender Kunst. Lederer wollte im Übrigen für Stresemann kein Portraitdenkmal schaffen, sondern die bewusst architektonische Tendenz seines Bismarck-Denkmals in Hamburg fortführen. Er folgte damit seinem wahren künstlerischen Können, dem räumlichen Gestalten mit bildhauerischen Mitteln. Ein Können, das Lederer mit der Aussage beschrieb „Plastik darf nicht modelliert, sie muss gebaut sein!“
Text abrufbar über die Friedhofs-App www.wo-sie-ruhen.de unter den Friedhöfen an der Bergmannstraße
Text: Klaus-Henning von Krosigk
Foto: Juliane Bluhm