Friedrich Ebert
Sattler, Gastwirt, Politiker, Reichspräsident
* 4.2.1871
† 28.2.1925
Bergfriedhof Heidelberg (Nr. 3 FriedhofsApp)
Der Schneidersohn und ehemalige Sattler Friedrich Ebert war seit 1905 im Vorstand der Sozialdemokratischen Partei vertreten. 1912 wurde er Reichstagsabgeordneter. 1913 erfolgte die Wahl zum Parteivorsitzenden. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg übertrug ihm der letzte kaiserliche Kanzler Max von Baden am 9. November 1918 die Regierungsgeschäfte. Die Wahl Friedrich Eberts zum Reichspräsidenten durch die Weimarer Nationalversammlung erfolgte am 11. Februar 1919. Ebert hatte nur sechs Jahre Zeit, um dem zerrissenen Land eine demokratische Basis zu verschaffen. Der von seinen Anhängern als „Retter im Chaos“ empfundene Staatsmann starb mitten im politischen Erneuerungsprozess an einer Blinddarmentzündung.
Der Sarg mit Eberts Leichnam wurde mit der Eisenbahn von Berlin nach Heidelberg transportiert und hier auf einen von vier schwarzen Pferden gezogenen Trauerwagen umgeladen. Das Trauerkondukt wurde von der Familie, Reichskanzler Hans Luther und Oberbürgermeister Ernst Walz angeführt. Zahlreich waren die Vertreter der deutschen und der ausländischen Regierungen versammelt.
Eine Beisetzung Eberts neben seiner Mutter Katharina (1835-1897) war zuvor aus Gründen der Repräsentation verworfen worden. Stattdessen wurde die Grabstätte auf einem Schmuckplatz eingerichtet, der unter Einbeziehung zweier verbindender Terrassen kurz zuvor als allgemeiner Ruhepunkt geschaffen worden war. Ein barockes Wegekreuz, das bis 1856 vor dem Mannheimer Tor in Heidelberg gestanden und 1865 auf dem Bergfriedhof eine neue Bleibe gefunden hatte, war 1924 hierher versetzt worden. Ebert erhielt einen von Peter Behrens entworfenen Grabstein in Form einer Altarmensa. Die Ecken betonen stilisierte Darstellungen des Reichsadlers. Front und Rückseite des Steins zeigen Eberts Losung „Des Volkes Wohl ist meiner Arbeit Ziel“. Ursprünglich aus Jurakalkstein gearbeitet, musste der Grabstein in jüngerer Zeit durch eine Kopie aus Muschelkalkstein ersetzt werden. Auch das Wegekreuz ist heute eine Nachschöpfung. Das barocke Kreuz und der von dem bedeutenden Industriearchitekten Behrens geschaffene altarförmige Grabstein harmonieren formal gut. Der hierdurch entstandene geradezu sakrale Charakter der Grabanlage dürfte jedoch nicht im Sinne Eberts gewesen sein. Eine nahebei angebrachte bronzene Tafel enthält Informationen zum Leben des Politikers.
Seitlich gesetzte Grabplatten erinnern an die beiden im Ersten Weltkrieg gefallenen Söhne und an Deutschlands erste republikanische „First Lady“, Louise Ebert. Eberts Geburtshaus in der Pfaffengasse 18 beherbergt seit 1962 die Gedenkstätte zu Ehren des ersten Reichspräsidenten. Die 1986 durch einen Beschluss des Deutschen Bundestags ins Leben gerufene „Stiftung Reichspräsident-Ebert-Gedenkstätte“ ist Träger des Friedrich-Ebert Hauses, das heute als nationale Gedenk- und Forschungsstätte dient.