Ernst Traugott Fritzsche

Fabrikbesitzer
* 2.2.1851
† 21.12.1916

Südfriedhof Leipzig

In der Abteilung XV erhebt sich ein mächtiger Grabtempel. Hinsichtlich Dimension und künstlerischem Anspruch ist er wohl das gewaltigste Monument auf dem Südfriedhof überhaupt. Der Bauherr – Ernst Traugott Fritzsche – war nach dem Tod seines Bruders der alleinige Inhaber der Firma Schimmel & Co. Das traditionsreiche Familienunternehmen produzierte in Miltitz vor den Toren der Stadt ätherische Öle und Duftstoffe und besaß auf diesem Gebiet Weltruhm. Obwohl die Familien seit Jahrzehnten in einer repräsentativen Grablege auf dem Neuen Johannisfriedhof beigesetzt wurden, ließ es sich Ernst Traugott Fritzsche nicht nehmen, sein eigenes Grabdenkmal in Form eines mächtigen Mausoleums zu schaffen. Die Idee zur Anlage des Rundtempels mit umlaufendem Säulenkranz, Tambour und Kuppel kam ihm wohl 1913 während eines Aufenthalts in Rom. Das Bauwerk ist nämlich die Kopie des sogenannten Tempietto im Hof des Franziskanerklosters bei der Kirche San Pietro in Montorio.

Donato Bramante hatte hier 1502 ein formvollendetes architektonisches Meisterwerk der italienischen Hochrenaissance errichtet. Beeindruckt von der Eleganz und der Schönheit des Zentralbaus beauftragte Fritzsche den Leipziger Architekten Carl Wilhelm Zweck mit einer Nachahmung. Die Bauarbeiten begannen schon 1914. Um dem Vorbild des römischen Tempietto zu entsprechen, ließ man sogar den am Original verwendeten feinkörnigen Muschelkalk aus einem Steinbruch im italienischen Trentino heranschaffen. Durch den Ersten Weltkrieg kamen die Kalksteinlieferungen allerdings zum Erliegen und der Bau musste mit heimischem Sandstein vollendet werden.

Ernst Traugott Fritzsche hat dies jedoch nicht mehr erlebt. Er starb bereits 1916 und wurde in der Gruftanlage unter dem noch unfertigen Tempel bestattet. Seine Witwe Magdalene Fritzsche war in ihren Ansprüchen wesentlich bescheidener als ihr Gatte und schätzte seinen Hang zur Selbstdarstellung nicht sonderlich. Nach der Fertigstellung des Mausoleums 1919 ließ sie ihn in eine einfache Erdbestattung umbetten. Die Grabstelle liegt nur wenige Schritte vom Eingang des Tempels entfernt versteckt hinter Rhododendronbüschen. Hier wurden später auch sie selbst und der gemeinsame Sohn Hermann beigesetzt. Den Tempel vermachte sie der Stadt Leipzig unter der Bedingung, dass niemand anderes die Anlage als Begräbnisstätte nutzen dürfe. Auf diese Weise ist er heute noch immer dem Andenken Ernst Traugott Fritzsches gewidmet. In den 1990er Jahren konnte das wertvolle Grabmal saniert werden.

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