Ernst Seger

Zum diesjährigen 151. Geburtstag des Bildhauers

* 19. September 1865 in Neurode, Niederschlesien (Nowa Ruda, Polen)
+ 12. August 1939 in Berlin

Ernst Seger erhielt ab 1884 eine erste künstlerische Ausbildung in der Bildhauerklasse der Kunstschule in Breslau unter Robert Härtel.
1886 wechselte er in das Atelier von Christian Behrens. Hier schuf er 1888 ein Eichendorff-Denkmal für die schlesische Stadt Neiße.
1893/94 hielt sich Seger in Paris auf, wo er im Atelier von Auguste Rodin mitarbeiten konnte.
In Berlin richtete er sich 1894 ein eigenes Atelier ein. Hier entstand bis 1895 das Denkmal Kaiser Wilhelm I. für die schlesische Stadt Glatz. Nach der Jahrhundertwende erreichten Segers elegante Tänzerinnen und weibliche Aktfiguren eine hohe Popularität. Der erste größere Erfolg gelang ihm um 1900 mit der „Tanzenden Mänade“, die er ganz im Sinne des Jugendstils formulierte.
Ein Romaufenthalt beförderte einen stilistischen Wechsel zum Neuklassizismus.
Großer Beliebtheit erfreute sich 1908 seine „Verwundete Amazone“, die in Marmor ausgeführt den Wintergarten des Kaufhauses ‚Wertheim‘ an der Leipziger Straße schmückte. Seine farbig getönte Marmorfigur „Kypris III“ von 1916 kann man in der Alten Nationalgalerie in Berlin bewundern. Noch 1938 war er in München auf der ‚Großen Deutschen Kunstausstellung‘, neben den Figuren „Lebenskraft“ und „Kraftgefühl“, mit einer „Ringwerferin“ vertreten. Seine idealen Frauenfiguren lassen sich auch heute noch im aktuellen Kunsthandel finden.
1908 wurde Seger zum Königlich Preußischen Professor ernannt.
Nach dem Ersten Weltkrieg schuf er vermehrt Porträts, etwa von Gustav Stresemann. 1925 erwarb die Stadt Berlin seine Figur „Anbetung“ und ließ sie auf dem Johannaplatz in Grunewald aufstellen. Sehenswert ist der 1931 für den Adolf-Scheidt-Platz in Tempelhof gearbeitete „Storchenbrunnen“. 1935 kaufte der amerikanische Zeitungsmagnat William Randolph Hearst seinen „Schlafenden Ganymed“.

Ernst Seger

Der Grabstein von Ernst Seger und seiner Ehefrau Rosina auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf trägt als besonderen Schmuck ein symbolistisches Relief aus Marmor. 1921 hatte der Künstler diese von Rodin inspirierte Skulptur unter dem Titel „Der Bildhauer und sein Gedanke“ auf der ‚Großen Berliner Kunstausstellung‘ gezeigt. Vor dem gestockt behandelten Hintergrund erscheint ein Männerkopf mit ausdrucksstarken Zügen, den ein kleinfiguriger weiblicher Akt begleitet, der sich an das geneigte Haupt schmiegt. Dargestellt ist wohl der eigentliche schöpferische Akt, nämlich die plastische Konkretisierung des künstlerischen Gedankens. Das Relief verweist nicht nur auf die Profession des hier beigesetzten Bildhauers, sondern spielt auch auf die Menschenbildung durch einen Schöpfergott an und verweist so auf ein paradiesisches Jenseits.

Grabnummer des Friedhofs und Lage: Block Schöneberg, Feld 8, Wahlstelle 276

Text abrufbar über die Friedhofs-App www.wo-sie-ruhen.de unter dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.
Text: Jörg Kuhn
Foto: Eckard Jonalik

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