DR. CARL SONNENSCHEIN
* 15. Juli 1876 in Düsseldorf; † 20. Februar 1929 in Berlin
Zum diesjährigen 139. Geburtstag des Theologen
Der Theologe Carl Sonnenschein gilt als Begründer der Katholisch-sozialen Studentenbewegung und hat sich wegen seiner großen sozialen Verdienste den Ehrentitel „Großstadtapostel“ verdient. Durch sein Auftreten und segensreiches Wirken im Arbeitermilieu hat er sich darüber hinaus den Beinamen „Zigeuner der Wohltätigkeit“ erworben.
In Düsseldorf als Sohn eines Klempners geboren – ein Beruf, den auch schon sein Großvater ausübte – wuchs er in einem betont christlich-katholisch geprägten Elternhaus auf. So betreute sein Großvater zugleich eine Pilgerherberge im Wallfahrtsort Hartenberg und sein Onkel war Priester, sodass in ihm früh der Wunsch reifte, Theologie zu studieren. Nach dem Abitur studierte er in Bonn und am von den Jesuiten geleiteten Kollegium Germanicum in Rom. 1897 promovierte er im Fach Philosophie und 1900 in Theologie, gefolgt von der Priesterweihe. Seine Jahre in Rom prägten ihn mit dem besonders bei den Jesuiten verbreiteten sozial-politischen Katholizismus, der das Fundament seines lebenslangen Einsatzes für alle unterdrückten, in Armut und Not lebenden ärmeren Bevölkerungskreise bildete, aber auch für die Arbeiterbewegung und die christlich geprägte Gewerkschaft. So setzte er sich für die Emanzipation der Frauen sowie für die Mädchenbildung ein, kümmerte sich intensiv um die Betreuung der italienischen Werkarbeiter im Ruhrgebiet. Seine Fürsorge galt stets auch den Studenten. Es gelang ihm, für sie und andere Bevölkerungsschichten in großem Umfang Fortbildungskurse zu organisieren, die zum Vorläufer der späteren katholischen Volkshochschulen wurden.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs ging Carl Sonnenschein nach Berlin, wo er sich u.a. der allenthalben sichtbaren Nachkriegsnot des akademischen Proletariats annahm. 1923 begann er mit dem Aufbau einer katholischen Volkshochschule, gründete wenig später den „Geschichtsverein Katholische Mark“ und den „Arbeitskreis katholischer Künstler“.
1928 kam der Theologe Johannes Pinsk als Nachfolger Sonnenscheins nach Berlin und übernahm dessen umfangreiche Aufgaben. Der an einer Herzmuskelschwäche leidende Carl Sonnenschein starb 1929. Sein Tod wurde in weiten Kreisen der katholischen Bevölkerung, aber auch in der Jüdischen Gemeinde, von den Sozialdemokraten oder vom Verband katholischer deutscher Studentenvereine betrauert. Für die Grabstätte von Dr. Carl Sonnenschein schuf der mit ihm befreundete Bildhauer Hans Perathoner 1935 ein an den Stil der Spätgotik angelehntes expressionistisches Kruzifix.
Text: Klaus-Henning von Krosigk
Foto: Eckard Jonalik
Text abrufbar über die Friedhofs-App www.wo-sie-ruhen.de unter dem Alten Domfriedhof St. Hedwig I, Berlin