CARL SCHILLING
* 14. Dezember 1876; † 7. August 1939
Zum diesjährigen 76. Todestag des Steinmetzmeisters, Baumeisters und Architekten,
sowie zum Andenken an seinen Vater Matthias Carl Schilling, Königlicher Hofsteinmetzmeister
Die 1910 errichtete Grabanlage Schilling befindet sich zentral gelegen auf dem alten katholischen Domfriedhof St. Hedwig in der Berliner Liesenstraße. Die sehr individuell gestaltete Grabarchitektur aus Kirchheimer Muschelkalk mit oval-achteckigem Grundriss in Form eines Gartenpavillons ohne Dach, verbindet neoklassizistische Formen mit Elementen des frühen Art Déco. Die sechs seitlichen Wandflächen des Oktogons sind mit verzierten Fenstergittern aus Bronze gestaltet, die bedauerlicherweise gestohlen wurden. Die geschlossene Stirnwand ist mit einem Kruzifix aus Muschelkalk über einem „Altar“ in Form eines umgedrehten Kapitells aus Naturstein versehen. Es handelt sich hierbei vermutlich um das Meisterstück von Carl Schilling, auf dessen Entwurf die Familiengrablege zurückgeht.
Der Vater von Carl Schilling war Matthias Carl Schilling (1851-1909). Er eröffnete 1882 ein Steinmetzgeschäft in Berlin, das im Laufe der Jahre zunehmende Bedeutung erlangte und an diversen Staatsbauten beteiligt war, so u.a 1888 am Reichstagsgebäude, an den Fassaden der Warenhäuser Wertheim in der Voßstraße und am Leipziger Platz sowie maßgeblich am Bau des Berliner Doms. Anlässlich der Einweihung des Mausoleums für Kaiser Friedrich III. in Potsdam wurde Carl Matthias Schilling zum Königlichen Hofsteinmetzmeister ernannt. Zudem gilt er als Entdecker des Kirchheimer Muschelkalks – auch Fränkischer Muschelkalk genannt –, der südlich von Würzburg in Unterfranken abgebaut wird und als besonders beständig gilt. Der Steinmetzbetrieb Schilling besaß einen eigenen Muschelkalk-Steinbruch in Kirchheim und so ist die Wahl des Materials, das Carl Schilling für die Gestaltung seines väterlichen Grabes verwendete, nahe liegend. 30 Jahre nach dem Tod des Vaters wurde auch Carl Schilling Junior in der Grabanlage beigesetzt.
Aufnahmen vor dem Diebstahl der Bronzegitter
Aufnahmen vor dem Diebstahl der Bronzegitter
Das Grabmal ist heute durch den Diebstahl der eingebauten Gitter in seiner Standsicherheit gefährdet, die Natursteinblöcke sind verschoben und teilweise absturzgefährdet. Der Muschelkalk weist partielle Verkrustungen und Verschmutzungen auf und die Verfugung ist desolat.
Die aktuellen Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen der Grabanlage werden neben Eigenmittel der Stiftung Historische Kirchhöfe durch Fördermittel des Berliner Senats sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanziert. Die Übergabe des symbolischen Fördervertrages durch das Berliner Ortkuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit einem Förderbetrag in Höhe von 15.000 Euro fand am 22. Juli 2015 an der Grabanlage statt.
Die Maßnahmen zum Erhalt der Grabarchitektur beinhalten Reinigung der Natursteinoberflächen, Neuversetzung und Verfugung der Muschelkalkblöcke, Neuanfertigung der fehlenden Metallgitter in vereinfachter Form (farbbeschichtetes Stahlblech) sowie eine Zinkblechabdeckung der Oberseiten.
Quellen: Haspel, Jörg und Klaus-Henning von Krosigk, Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin. Friedhöfe. Petersberg 2008, S. 152. // Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte. Berliner Grabmale retten. Berlin 2010, S. 129 // wo-sie-ruhen.de/friedhoefe/?c=8
Text: Juliane Bluhm
Bildquelle: Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte. Berliner Grabmale retten. Berlin 2010, S. 128.