ADOLPH VON MENZEL
* 8. Dezember 1815 in Breslau; † 9. Februar 1905 in Berlin
Zum diesjährigen 198. Geburtstag des Malers, Zeichners und Graphikers
Zum Abschluss des Jahres 2013 haben wir für den Gedenktag im Monat Dezember eine Persönlichkeit ausgewählt, deren Grabanlage im Rahmen einer insgesamt fünf Gräber umfassenden Initiative des Schauspielers Hans-Jürgen Schatz restauriert werden konnte. Gemeinsam mit den Gräbern des Theologen August Neander (1789-1850), des Reichspostdirektors Heinrich von Stephan (1831-1897) und der beiden Schauspielerpersönlichkeiten Amalie Wolff (1780-1851) und Theodor Döring (1803-1878) konnte auch die Grabstätte Adolph von Menzels in diesem Jahr restauriert werden. Alle fünf Grabanlagen wurden im Juni bzw. im November dieses Jahres feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Das Restaurierungsprojekt wurde möglich durch die großzügige Unterstützung des Bundes in Höhe von 46.000 Euro sowie Beiträge des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg (1.500 Euro), des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte (2.600 Euro) sowie durch Spenden über die Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe (3.100 Euro). Mit der Restaurierung der Gräber Neander, von Stephan, Döring und Wolff wurden ferner vier weitere Gräber des Projektes zur Rettung Berliner Grabmale „Unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte“ (www.berliner-grabmale-retten.de) gesichert.
Die Grabstätte von Adolph von Menzel befindet sich auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II an der Kreuzberger Bergmannstraße. Die mächtige Grabwand aus poliertem dunklen Labradorgranit fasst in ihrer Mitte eine Rundbogennische in der sich eine bronzene Portraitbüste des Malers befindet. Das äußerst naturalistische Büstenwerk ist nach einem 1874 geschaffenen und in der Berliner Nationalgalerie befindlichen Marmororiginal des Bildhauers Reinhold Begas (1831-1911) gefertigt worden. Name und Lebensdaten Menzels stehen gülden auf einer separat gestellten Rundbogentafel zu Füßen der Büste. Das Grabfeld, auf dem auch Menzels Eltern und weitere Angehörige ruhen, ist dreiseitig von einem schweren, neubarocken Eisengitter umfangen.
Menzel gilt als einer der Hauptmeister der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts. In seiner künstlerischen Ausbildung war er im wesentlichen Autodidakt. Von seinem Vater wurde er zunächst als Lithograph geschult. Als die Familie 1830 von Breslau nach Berlin umsiedelte, übernahm der junge Menzel die väterliche Lithographiewerkstatt. Er begann zu zeichnen. 1839 erhielt er den Auftrag zu Illustrationen einer mehrbändigen „Geschichte Friedrichs des Großen“ von Franz Theodor Kugler und fertigte dazu etwa 400 Zeichnungen an. Dieses Zeichenwerk war sein Durchbruch. Es folgten die Auseinandersetzung mit der Ölmalerei und weitere Aufträge, auch vom preußischen Königshof. Berühmt sind seine großformatigen Historienbilder aus der friderizianischen Geschichte wie die „Tafelrunde Friedrichs II. in Sanssouci“ (1850) oder das „Flötenkonzert in Sanssouci“ (1852). Imposante Malereien zur Zeitgeschichte wie die „Krönung Wilhelms I.“ (1861-65) oder das „Ballsouper“ (1878) stehen den frisch gemalten Studien, Landschaften oder Interieurs der 1840er und 50er Jahre gegenüber – so sein viel gerühmtes „Balkonzimmer“ (1845). Menzels Werk wird dem Stil des Realismus zugeordnet, in den Bildern seiner früheren Phase nimmt er bereits vieles vom Impressionismus vorweg.
Adolph von Menzel verstarb am 9. Februar 1905 – in dem Jahr, in dem er seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte. Noch am Neujahrstag des Jahres sandte er an Kaiser Wilhelm II. einen Gruß: „Die letzte Stunde ist vor der Tür! Schütze der Himmel Eure Majestät und Ihr ganzes Haus und unser Deutsches Vaterland!“. Auf Anordnung des Kaisers wurde am 13. Februar 1905 ein aufwändiges Staatsbegräbnis für den in höchstem Ansehen stehenden Künstler ausgerichtet. In der Rotunde des Alten Museums am Lustgarten wurde des Malers Sarg aufgebahrt. Der Trauerzug zum Dreifaltigkeitsfriedhof wurde zuweilen vom Kaiser persönlich angeführt. Auf eigenen Wunsch wurde Menzel in dem bereits bestehenden Familienbegräbnis beigesetzt.
Quellen: Darmstaedter, Robert und Ulrike von Hase-Schmundt (Hrsg.): Reclams Künstlerlexikon. Stuttgart 2002, S. 486. // Haspel, Jörg und Klaus-Henning von Krosigk, Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin. Friedhöfe. Petersberg 2008, S. 59. // Mende, Hans-Jürgen (Hrsg.): Der Dreifaltigkeits-Friedhof II. Ein Friedhofsführer. Berlin 2004, s. 29-30.
Text und Fotos: Juliane Bluhm