1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland

Jüdischer Friedhof Berlin, Schönhauser Allee
Bernhard (Benda) Wolff
Verleger, Gründer der ersten deutschen Nachrichtenagentur
* 03.03.1811
† 11.05.1879
(wo-sie-ruhen.de Nr. 2 FriedhofsApp)

Der Verleger Dr. Bernhard Wolff promovierte an der Universität Halle im Fach Medizin. Im Revolutionsjahr 1848 gehörte er zu den Mitbegründern der liberalen ‚National-Zeitung‘. Das Blatt entwickelte sich bald zu einer der auflagenstärksten Zeitungen Berlins. Einen wichtigen Teil der Informationen erhielt die Redaktion in Form von Nachrichtentelegrammen. Wolff trachtete danach, die teuer eingekauften Nachrichten an andere Zeitungen gewinnbringend weiter zu veräußern. So entstand das ‚Telegraphische Korrespondenzbüro Bernhard Wolff‘ mit Zweigstellen in allen größeren europäischen Hauptstädten. Über andere im Austausch stehende Agenturen gingen Wolffs Meldungen in die ganze Welt. Darunter ist als bekanntes Korrespondenzunternehmen die Agentur Reuters zu nennen. 1864 wurde das ‚Wolffsche Telegraphenbüro‘ (W.T.B.) in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das expandierende Unternehmen wuchs zu einer der größten internationalen Presseagenturen heran. Bis zum Jahr der Gründung des Zweiten Deutschen Kaiserreiches 1871 blieb Wolff als Direktor dem Unternehmen verbunden. Sein Lieblingsunternehmen blieb jedoch die „National-Zeitung“. 1879 erlag Wolff den Folgen eines Schlaganfalls, den er 1876 in Marseille erlitten hatte. Der Beisetzung wohnten, wie dem Nachruf in der „Allgemeinen Zeitung des Judenthums“ zu entnehmen ist, „die literarischen Notabilitäten“ Berlins bei. Trauerreden hielten der seit 1875 in dieser Funktion amtierende Chefredakteur der ‚National-Zeitung‘ Friedrich Dernburg (1833-1911) und der Reichstagsabgeordnete Eduard Lasker (1829-1884). Dernburg, der das Judentum verlassen hatte, fand sein Grab auf dem Friedhof der Kolonie Grunewald in Halensee. Lasker wurde wie Wolff auf dem Friedhof Schönhauser Allee, Feld A Reihe 1, beigesetzt (s. Nr. 04). Sein Grabmal, das er mit dem Politiker und Parteifreund Ludwig Bamberger teilt, ist ungleich prächtiger als der zweifach gesockelte Obelisk, der Wolffs Grabstätte ziert.

Aus poliertem Granit gefertigt und ehemals mit einem eisernen Gitter über Granitschwellen eingefasst, entspricht jedoch das Grabmal Wolff dem repräsentativen Standard eines wirtschaftlich erfolgreichen Bürgers der Kaiserzeit. Seit der Antike sind Obelisken in der Sepulkralkultur zu finden. Im alten Ägypten wurden sie als versteinerte Sonnenstrahlen gesehen. Die Barockzeit und der Klassizismus schätzten die Obeliskenform als Zeichen von Macht, Würde und dauerhafter Erinnerung. Die Steinmetzfirmen im späten 19. Jahrhundert boten Obeliskengrabsteine als Katalogware gehobener Kategorie an.

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