JOHANN GEORG PATZENHOFER

Begründer der Patzenhofer Brauerei

* 4. August 1815 in München, † 20. September 1873 in Berlin

Als Johann Georg Patzenhofer im Jahr 1855 aus München nach Berlin kam, um in der Neuen Königstraße (heute Otto-Braun-Straße) die „Bayrisch Bierbrauerei“ zu gründen, kannte man dunkles Bier bis dato in der Metropole an der Spree nicht. Patzenhofer war der erste, der hier dunkles Bier nach Art der Nürnberger, Erlanger und Kulmbacher Biere braute.
Das Dunkelbier wurde rasch beliebt und der Münchner Brauersohn musste seine Produktion erweitern. In der Papenstraße an der Marienkirche (heute Teil der Karl-Liebknecht-Straße, Mitte) entstand ein modernes Sudhaus und eine Mälzerei. Gelagert wurde das fertige Gebräu in Bierfässern in Kellergewölben auf der Friedrichshöhe gegenüber dem Volkspark Friedrichshain.

Mit einem jährlichen Produktionsvolumen von bereits 11.000 Tonnen Bier wandelte der Brauereifachmann seinen Betrieb 1871 zur kapitalstarken „Actien-Brauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe, vormals Patzenhofer“ um. Das Grundstück auf der Friedrichshöhe an der Landsberger Allee, das bereits der Bierlagerung diente, wurde 1873 durch Zukäufe erweitert.
1886 gab das Unternehmen den Standort in der Papenstraße auf und verlagerte die gesamte Produktion an die Landsberger Allee/Ecke Tilsiter Straße (heute Richard-Sorge-Straße). Zwischen 1877 und 1894 entstand hier nach Plänen des Architekten Arthur Rohmer (1830-1898) der Kernbereich der Brauerei mit Darre und Mälzerei, Sudhaus, Gär- und Lagerkellern, Verwaltungsgebäude sowie angeschlossenem Restaurant und Biergarten. Rohmer gestaltete die als Verblendziegelbauten ausgeführten Brauereigebäude mit roten Ziegeln und gelben horizontalen Bändern. Mälzerei und Sudhaus sind heute noch erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Die heute ebenfalls noch existierende und unter Schutz stehende Fabrikantenvilla präsentiert sich im Gegensatz zu den Produktionsgebäuden als klassizistischer Bau mit detailreichem Terrakotta-Schmuck.

1920 fusionierte die Aktienbrauerei-Gesellschaft mit der Schultheiss-Brauerei zur Schultheiss-Patzenhofer AG mit Hauptsitz in der Schönhauser Allee, auf dem Gelände der heutigen Kulturbrauerei. Die neu gegründete AG gehörte weltweit zu den bedeutendsten Brauereien und besaß eine der größten Sudanlagen Europas. Die Schultheiss-Brauerei produzierte noch bis 1990 und stellte dann ihren Betrieb ein.

Johann Georg Patzenhofer ruht in einer Familiengrabanlage auf dem St.Hedwig-Friedhof I in der Liesenstraße 8. Drei Kreuze und zwei spätklassizistische Stelen aus Marmor bilden das Erbbegräbnis der Familie Patzenhofer. Die drei Kreuze liegen heute am Boden, sie wurden 2002 von Grabschändern umgestoßen. Die Postamente der beiden linken Kreuze stehen noch. Neben Georg Patzenhofer ruht seine später verstorbene Frau Wilhelmine Patzenhofer, geborene Müller. Beide Stelen schließen oben mit Kapitellvoluten und dazwischen liegenden Akanthusblättern ab. Unter den Grabinschriften kreuzen sich je zwei Palmenzweige als Symbol des ewigen Lebens.

Text und Fotos: Juliane Bluhm

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